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Italien: 60 Verletzte bei Zugunglück

60 Verletzte - darunter elf Personen in kritischem Zustand - ist die Bilanz des Bahnglücks in der Kleinstadt Roccasecca, etwa 100 Kilometer von Rom. Nach zwei Vermissten suchen die Rettungsmannschaften noch.

Dort war ein fahrender Zug auf einen stehenden Regionalzug geprallt. Die Ursache des Unglücks sind noch unklar. Die Züge, die vom Hauptbahnhof in Rom aus weggefahren waren, wurden bei dem Zusammenprall fast vollständig zerstört. Waggons verkeilten sich ineinander, ein Wagen stürzte um. Die meisten Insassen seien Studenten gewesen, die zu ihren Eltern nach Süditalien unterwegs waren, berichteten Medien. Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen wegen Fahrlässigkeit in die Wege geleitet. Die beiden Lok-Führer wurden mehrere Stunden lang vernommen. Wahrscheinlich habe ein Lokführer ein Rotlicht übersehen, berichteten Augenzeugen. Wie es zu dem Zusammenstoß kommen konnte, soll nach dem Wunsch von Verkehrsminister Pietro Lunardi eine Sonderkommission klären.

Die Gewerkschaftsverbände der italienischen Staatsbahnen planen nach dem schweren Zugunfall eine Protestinitiative, um mehr Sicherheit im italienischen Bahnsystem zu verlangen. „Wegen der Sparmaßnahmen, die die italienischen Staatsbahnen ergriffen haben, sind sowohl Instandhaltung als auch Personal radikal gekürzt worden. Die Bahnen sind in Italien heute ein gefährliches Verkehrsmittel geworden“, betonte ein Vertreter des Gewerkschaftsverbands COMU.

„Wenn es an Sicherheitssystemen mangelt, wird auch der kleinste menschliche Fehler ein großer Risikofaktor. Ein Großteil des italienischen Bahnnetzes ist veraltet. In den vergangenen Jahren hat die Regierung Berlusconi die Investitionen auf die Hochgeschwindigkeitsstrecken konzentriert und die regionalen Bahnlinien ignoriert“, betonte ein Gewerkschaftssprecher.

Wegen des Rationalisierungsprogramms, das die italienischen Bahnen in den vergangenen Jahren durchgeführt haben, ist das Personal um rund 100.000 Personen reduziert worden. Die Gewerkschaftsverbände protestieren insbesondere gegen den Beschluss, aus Spargründen die Zahl der Lokführer zu reduzieren. „Das jüngste tragische Zugunglück ist ein Beweis, dass die andauernden Personalkürzungen die Sicherheit der italienischen Bahnen beeinträchtigen“, betonte ein Gewerkschaftssprecher.

Der Konsumentenschutzverband Codacons forderte nach dem Zugunglück den sofortigen Rücktritt des Geschäftsführers der Staatsbahnen, Roberto Testori. „Die Sparmaßnahmen der Eisenbahngesellschaft gefährden die Sicherheit der Passagiere“, betonte ein Sprecher des Verbands.

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