Bei dem könne über das Datum der Neuwahlen entschieden werden, sagte Peretz am Donnerstag. Im Gegensatz zum bisherigen Parteivorsitzenden Shimon Peres, der ihm in einer Urwahl der rund 100.000 Mitglieder überraschend unterlag, will Peretz die Koalition mit Sharons konservativem Likud nicht fortsetzen.
Wir werden uns von der Regierung absetzen, damit die Arbeiterpartei zu einer Alternative wird, sagte der 53-jährige Peretz, auf den in der Urabstimmung am Mittwoch 42,35 Prozent der Stimmen der Parteimitglieder entfielen. Für den 82-jährigen Friedensnobelpreisträger Peres, der durch die Koalition mit Sharon den israelischen Rückzug aus dem Gazastreifen gewährleistete, sprachen sich lediglich 39,96 Prozent der Parteimitglieder aus.
Peres witterte noch in der Nacht Betrug und forderte eine Untersuchung. Dennoch erklärte Generalsekretär Eitan Cabel in den frühen Morgenstunden das offizielle Ergebnis des dramatischen Kopf-an-Kopf-Rennens, in das Peres mit einem Vorsprung von mehr als zehn Prozentpunkten gestartet war. Nach Auszählung aller Stimmen kam Peretz auf mehr als 42 Prozent, während Peres bei weniger als 40 Prozent landete. Der frühere Parteichef Binjamin Ben-Elieser erreichte 17 Prozent der Delegiertenstimmen.
Der 54-jährige Sieger kündigte vor jubelnden Anhängern an, unter seiner Führung werde die Partei schon in den kommenden Tagen über die Fortsetzung der großen Koalition mit dem Likud-Block entscheiden. Wir werden uns zurückziehen, aus Verantwortung für die israelische Demokratie. Er wolle die Arbeiterpartei zu einer Alternative machen, die in der nächsten Wahl an die Macht zurückkehrt.
Kommentatoren rechnen nun mit einem politischen Umbruch in Israel. Das ist kein Umsturz, das ist eine Revolution, sagte der Journalist Daniel Ben-Simon. Die einst sozialistisch orientierte Arbeiterpartei wurde in den vergangenen Jahrzehnten von osteuropäischen Juden dominiert, Peres galt als wichtigster Vertreter dieser Elite. Nun sei aus dem Lager der Einwanderer aus afrikanischen und arabischen Ländern ein proletarischer Prinz aufgetaucht, der die Parteiführung übernommen habe.
Mit seinem Sieg bei der parteiinternen Wahl sicherte sich Peretz auch den Anspruch für die Spitzenkandidatur seiner Partei bei der Parlamentswahl, die nun zwischen Jänner und Juli 2006 anberaumt werden könnte. Wenn die Arbeiterpartei dem Haushaltsentwurf für 2006 nicht bis spätestens März zustimmt, sind automatisch Neuwahlen fällig. Sharon ist zudem mit dem parteiinternen Problem konfrontiert, dass ihm zahlreiche Likud-Abgeordnete Anfang der Woche die Gefolgschaft verweigerten und zwei von ihm nominierte neue Minister durchfallen ließen. Regulär stünden die Neuwahlen im November 2006 an.
Peretz wurde der israelischen Öffentlichkeit vor allem als Vorsitzender des Gewerkschafts-Dachverbandes Histadrut bekannt, der gegen die Wirtschaftspolitik Sharons mehrfach Generalstreiks ausrief. Als erster Vorsitzender der Arbeiterpartei entstammt der in Marokko geborene Politiker nicht der europäischen, sondern der orientalischen Einwanderung (Sepharden).
Bei den Friedensverhandlungen gilt Peretz als Taube. In der Organisation Peace Now setzte er sich gegen die jüdische Besiedlung des Westjordanlands ein. Peretz selbst rief in seiner Siegesrede den Tod des ethnischen Dämons aus, den er als Hauptfeind der israelischen Gesellschaft ausmachte. Über seine Politik gegenüber den Palästinensern machte er zunächst keine Angaben. Direkt nach seiner Wahl begab er sich zum Grab des früheren Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin, der 1995 von einem Rechtsextremisten ermordet worden war.
Der 82-jährige Peres hat in seiner sechs Jahrzehnte umfassenden politischen Laufbahn immer wieder die Rückkehr aus der politischen Wüste geschafft, die Niederlage gegen Peretz könnte diesmal aber das Ende seiner Karriere bedeuten. Der im Ausland – nicht zuletzt durch das Oslo-Abkommen mit der PLO von 1993 – hoch angesehene Politveteran gilt in seiner eigenen Partei als ewiger Verlierer: Er unterlag in fünf Ministerpräsidentenwahlen. Ihm wird vorgeworfen, keinen Draht zum Wähler zu haben.