Die israelische Seite zeigte sich demnach verärgert darüber, dass die Palästinenser in dieser Woche ihre Bemühungen wieder aufnahmen, internationalen Organisationen und Verträgen beizutreten.
Die Freilassung palästinensischer Langzeitgefangener gehört zu einem Paket von Maßnahmen, mit denen die Nahostfriedensverhandlungen vorangebracht werden sollten. Seit der Wiederaufnahme der Gespräche hatte Israel in drei Schritten 78 palästinensische Langzeithäftlinge entlassen. Die Freilassung der letzten 26 Gefangenen sollte bis Ende März erfolgen.
Die israelische Regierung hatte am Samstag die Häftlinge nicht freigelassen und am Dienstag neue Siedlungsbauten im besetzten Ost-Jerusalem ausgeschrieben. Kurz darauf hatte die Palästinenserführung entschieden, durch Beitrittsgesuche zu einer Reihe von internationalen Verträgen verstärkt nach internationaler Anerkennung zu suchen.
Die Palästinenser hätten sich an die Vereinten Nationen gewandt, obwohl sie wussten, dass Israel eine Einigung in der Häftlingsfrage anstrebe, sagte die Justizministerin den Angaben aus Verhandlerkreisen zufolge. Nun müsse neu bewertet werden, ob die Friedensgespräche fortgesetzt werden können. Livni habe die Palästinenser auch aufgefordert, ihre Schritte gegenüber den Vereinten Nationen rückgängig zu machen.
Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas begründete sein Vorgehen damit, dass Israel sich nicht an eine Vereinbarung gehalten habe, wonach bis Ende März 26 palästinensische Häftlinge freigelassen werden sollten.
Unterhändler beider Seiten lieferten sich während der neunstündigen Nachtsitzung nach Medienberichten heftige Wortgefechte und überzogen sich gegenseitig mit Drohungen.
US-Außenminister Kerry mahnte die Spitzenvertreter Israels und der Palästinenser unterdessen, bei den Friedensgesprächen Führungsqualitäten zu zeigen. Die Verantwortung für die Rettung der Friedensgespräche liege bei Israels Regierungschef Netanyahu und Abbas, sagte Kerry am Donnerstag in Algier nach Angaben des State Departments.