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Israel startet Militäroffensive in Hebron

Israel hat eine Militäroffensive in Hebron gestartet. Soldaten zerstörten einen Gemüsemarkt im Stadtzentrum und schlossen palästinensische Polizeiwachen und Fernsehstationen.

Sechs wichtige Durchgangsstraßen wurden gesperrt. Das Militär schoss auf Palästinenser, die mit Steinen warfen. In einer Enklave im Zentrum von Hebron leben unter dem Schutz der israelischen Armee 450 zumeist fanatisierte jüdische Siedler inmitten von 120.000 Palästinensern. Ministerpräsident Ariel Sharon ließ ein Angebot des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat zu sofortigen Gesprächen zurückweisen.

Arafat hatte in einem Interview des privaten israelischen Fernsehsenders „Kanal 10“ am Mittwochabend erklärt, er sei „sogar noch heute Nacht“ zu einem Treffen mit Sharon bereit. Die Palästinenser bestünden „auf der Wiederaufnahme von Verhandlungen so bald als möglich“. In einer offiziellen Erklärung des Büros des israelischen Regierungschefs hieß es daraufhin, Arafat sei direkt in Terroranschläge verwickelt. Israel werde mit niemandem verhandeln, der Verbindung zum Terrorismus habe. Der palästinensische Kommunalminister Saeb Erekat erklärte, die Zurückweisung von Arafats Angebot sei symptomatisch für die Politik der künftigen israelischen Regierung, die bestrebt sein würde, „zu diktieren statt zu verhandeln“.

US-Präsident George W. Bush hat die Entschlossenheit Washingtons bekräftigt, Israel zu unterstützen. In einer vom Weißen Haus veröffentlichten Glückwunschbotschaft an Sharon hob Bush die Freundschaft zwischen den beiden Staaten und „unser Engagement für die Sicherheit Israels“ hervor. Der Präsident gratulierte Sharon zum Sieg des rechten Likud-Blocks bei den Parlamentswahlen vom Dienstag. Er stelle sich darauf ein, mit der künftigen israelischen Regierung „für den Frieden und die Sicherheit aller Israelis und aller Palästinenser zusammenzuarbeiten“, betonte Bush.

Nach Augenzeugenberichten rückten die israelischen Streitkräfte mit Panzern nach Hebron ein. Mehr als 100 Marktstände seien dem Erdboden gleich gemacht worden. Soldaten zogen auf der Suche nach mutmaßlichen Extremisten von Haus zu Haus. Fünf Palästinenser wurden festgenommen, wie der israelische Rundfunk berichtete. Die Streitkräfte schlossen nach Information des Polizeichefs der Stadt, Khaled Madoun, drei Polizeistationen. Nach Armeeangaben wurde in einer der Polizeiwachen eine Bombe entdeckt, die entschärft wurde. Elf Polizisten seien vernommen worden; die Häftlingszellen seien leer gestanden. Madoun erklärte hingegen, die Soldaten hätten inhaftierte Verbrecher aus den Zellen freigelassen. Israel wirft der palästinensischen Polizei vor, Extremisten zu unterstützen.

In Rafah im Gaza-Streifen zerstörte die israelische Armee laut Augenzeugen drei Häuser und zwei für die Wasserversorgung der Stadt wichtige Brunnen. Insgesamt seien 18 Häuser beschädigt worden, mindestens 17 Menschen, überwiegend Kinder, seien angeschossen worden. 13 Palästinenser nahm die israelische Armee nach eigenen Angaben in der Nacht in Nablus sowie in Jenin fest. Israelische Soldaten hätten zwei Mitglieder der „Al-Aksa-Brigaden“ im Flüchtlingslager Tulkarem angeschossen, berichteten palästinensische Sicherheitskräfte. Einer der beiden habe fliehen können, der zweite sei festgenommen worden. Beim Einmarsch in die Ortschaft Tammoun nahe Jenin verletzten israelische Soldaten drei palästinensische Kinder. Drei Palästinenser wurden nach Angaben des Bürgermeisters festgenommen.

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