AA

Israel: Peinliche Sex-Affaire

Während des Libanon-Krieges schwiegen in Israel die Boulevardblätter zu Skandalen Prominenter, von Staatspräsident Moshe Katzav, über Minister bis hin zu Generalstabschef Dan Halutz.

Doch inzwischen schlägt die Polizei kräftig zu, um die Affären aufzuarbeiten. Am Dienstag führten Polizeibeamte eine Hausdurchsuchung mit richterlichem Befehl im ersten Haus am Platze, dem Präsidentenpalais, durch. Sie stellten Akten sicher und nahmen Computer mit, darunter auch das persönliche Notebook des Staatspräsidenten Moshe Katzav. Sie wollen prüfen, ob es da noch E-mails und vielleicht Chatprotokolle mit namentlich nicht genannten ehemaligen Mitarbeiterinnen im Präsidialamt gibt, die angeblich vom Staatsoberhaupt zu „unanständigen Akten“ genötigt worden seien.

Am Mittwoch fuhren vier hohe Offiziere in zwei Polizeiwagen vor, um stundenlang den Staatspräsidenten zu verhören. Katzav wurde gewarnt, dass seine Aussagen im Falle eines Prozesses vor Gericht gegen ihn verwendet werden könnten. Der Präsident steht im Verdacht, seine tägliche Mittagspause mit der Mitarbeiterin R. verschönt zu haben. Ein Seitensprung des Staatsoberhauptes mag dessen Privatangelegenheit sein. Doch R. forderte von Katzav, ihr einen guten Job zu verschaffen. Wenn nicht, so sollte er ihr eine stattliche Summe „Schweigegeld“ in US-Dollars auszahlen. Der Präsident beriet sich mit dem Generalstaatsanwalt Menachem Mazuz. Den interessierte weniger, was der Präsident in der Mittagspause trieb, als der mutmaßliche Strafbestand einer Erpressung. Katzav geriet ins Kreuzfeuer der Kritik, als er erklärte, dass es die junge Frau doch so nicht gemeint habe. Abgeordnete fordern den obersten Repräsentanten des Staates Israel auf, zurückzutreten oder wenigstens Urlaub zu nehmen.

Unter Druck geriet auch Justizminister Haim Ramon. Dessen Rücktritt ist am Dienstag in Kraft getreten. Ihm wird ebenfalls ein „unanständiger Akt gegenüber einer Frau“ vorgeworfen. Die Straftat bestand aus einem „möglicherweise widerrechtlichen Eindringen der Zunge in den Mund der Klägerin, als sich der Angeklagte von einer scheidenden Mitarbeiterin verabschiedete“. Ramon sagte zu seiner Verteidigung, dass ein Kuss, der zwei oder drei Sekunden andauert, wie selbst die Anklägerin eingesteht, „noch keine kriminelle Absicht“ darstelle. Zumal habe die namentlich nicht genannte junge Dame ihn sogar um seine private Telefonnummer gebeten. Ramon bat um ein beschleunigtes Verfahren, um die „Wahrheit“ ans Tageslicht kommen zu lassen. Aus diesem Grund reichte er seinen Rücktritt ein.

Insgesamt laufen gegen elf Abgeordnete der Knesset polizeiliche Verfahren, fast einem Zehntel der Parlamentsmitglieder, wegen Amtsmissbrauchs, Vergünstigung, Korruption und anderen Vergehen.

Nachdem allgemeines Chaos und Schlamperei bei der israelischen Armee schon zu Massendemonstrationen gegen die Verantwortlichen geführt haben, wurde es etwas ruhiger um das Verhalten des Generalstabschefs Dan Halutz. Genau drei Stunden nach Ausbruch des Krieges am 12. Juli, um 12.00 Uhr Mittag, als im Norden Israels die ersten Katjuscha-Raketen explodierten, die israelische Luftwaffe bereits erste Bombenangriffe flog und gerade die Entführung von zwei Soldaten bekannt geworden war, just in dem Augenblick betätigte sich der Herr Oberbefehlshaber nach eigenen Angaben als „verantwortungsvoller Familienvater“ und „normaler Bürger Israels“. Er telefonierte mit seinem Broker bei der Bank Leumi und gab die Weisung, alle Wertpapiere zu verkaufen. Ganze 120.000 Schekel (21.448 Euro) hatte der höchste Militär Israels angelegt.

Die Zeitung „Maariv“ hatte mit den Geldgeschichten von Halutz einen Israel-weiten Skandal ausgelöst. Peggi Sidor: „Ich bin die Mutter eines Soldaten. Wie kann ich dem Armeechef vertrauen, dass er sich voll auf den Krieg, die Kämpfe und die Sicherheit meines Sohnes konzentriert, wenn ich höre, dass sich er drei Stunden nach Kriegsausbruch um seine Geldbörse kümmert. Ich werde mich morgen an die Armee wenden und die sofortige Entlassung meines Sohnes vom Militärdienst fordern.“ Der Reporter von „Maariv“ erhielt nicht nur eine volle Bestätigung vom Generalstabschef. Vielmehr beklagte sich Halutz auch noch, durch den Verkauf der Aktien 25.000 Schekel (4.468 Euro) Verlust gemacht zu haben.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Israel: Peinliche Sex-Affaire
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen