AA

Israel: Palästinensischer Junge angeschossen

Trotz der vereinbarter Waffenruhe gibt es immer mehr Gewalt. Eine von israelischen Soldaten für echt gehaltene Spielzeugpistole hat einem 13-Jährigen im Westjordanland am Donnerstag schwere Verletzungen eingebracht.

Der jugendliche Palästinenser spielte während einer israelischen Razzia im Flüchtlingslager Jenin mit seiner Spielzeugpistole, die israelische Soldaten für eine echte Waffe hielten.

„Die Soldaten haben in einer Entfernung von 130 Metern einen Bewaffneten ausgemacht, das Feuer eröffnet und einen Treffer festgestellt“, teilte die israelische Armee mit. „Der Palästinenser wurde vom Roten Halbmond abtransportiert. Als die Soldaten den Ort aufsuchten, stellten sie fest, dass die Waffe des Palästinensers eine Plastikpistole war.“ Palästinensische Sanitäter sagten, der Jugendliche habe eine Kopfverletzung erlitten und sei zur Behandlung in ein israelisches Krankenhaus gebracht worden.

„Die israelischen Streitkräfte bedauern den Vorfall und weisen erneut auf die Gefahr hin, die bewaffnete Palästinenser für die palästinensische Zivilbevölkerung darstellen, indem sie gegen israelische Ziele vorgehen“, hieß es in der Armee-Mitteilung. Vertreter der Palästinenserbehörden haben dagegen wiederholt kritisiert, die häufigen israelischen Razzien im besetzten Westjordanland verringerten die Chancen für eine Belebung des Friedensprozesses.

Rund neun Monate nach Vereinbarung einer Waffenruhe hat die Gewalt in Nahost mittlerweile neue Höhepunkte erreicht. Nach Angaben der israelischen Armee gerieten am Donnerstag Soldaten in Jenin unter palästinensischen Beschuss. Ein Vertreter der palästinensischen Sicherheitskräfte sagte, die Soldaten hätten Jenin nach der Festnahme von drei Polizisten wieder verlassen. Die israelische Armee ließ die Drei später nach eigenen Angaben wieder frei.

Auch im Süden Israels kam es erneut zu Gewaltausbrüchen. Palästinensische Extremisten im Gaza-Streifen hätten mit einer Granate einen israelischen Soldaten in Südisrael leicht verwundet, teilte die Armee mit. In Reaktion darauf sei das Gebiet unter Artilleriebeschuss genommen worden. Israelische Soldaten haben bei Razzien und Luftschlägen seit vergangener Woche 16 Palästinenser getötet. Zuvor waren aus dem Gaza-Streifen Raketen auf Israel abgefeuert und fünf Menschen bei einem Selbstmordattentat getötet worden. Am Mittwoch töteten Extremisten einen israelischen Soldaten im Westjordanland.

Israel fordert von den Palästinenserbehörden eine Entwaffnung der Extremisten. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) will aber den Weg von Verhandlungen mit den Extremisten beschreiten. Er fürchtet dass eine Zwangsentwaffnung einen Bürgerkrieg auslösen könnte.

Ein Sprecher der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas kündigte unterdessen an, seine Gruppe könnte zum Jahresende eine im März von den Palästinensern vereinbarte Waffenruhe mit Israel aufkündigen. Sami Abu Suhri sagte, die verschiedenen Gruppierungen müssten einen Dialog über diese Frage führen. Es hänge vor allem von Israels Verhalten ab, wie man dabei entscheiden werde. „Es ist das legitime Recht des palästinensischen Volkes, auf Israels Verbrechen zu reagieren“, sagte Suhri. Auch im Falle einer Fortsetzung der Waffenruhe behalte man sich das Recht vor, auf israelische Angriffe zu reagieren.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Israel: Palästinensischer Junge angeschossen
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen