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Israel ordnet Mobilisierung an - Panzer rollen zur Grenze

©AP
Im Kampf gegen die radikal-islamische Hamas im Gazastreifen richtet sich Israel auf eine längere Militäroffensive ein und bereitet offenbar auch eine Bodenoffensive vor.

Nach den massiven Luftangriffen auf den Gazastreifen beschloss die Regierung am Sonntag, tausende Reservisten zu mobilisieren. Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas gab der radikalen Hamas die Hauptschuld an der Gewalteskalation. Seit Beginn der Offensive am Samstag starben bei den schweren Luftangriffen auf den Gazastreifen nach palästinensischen Angaben über 280 Menschen. Etwa 900 Palästinenser wurden verletzt. Trotz aller Aufrufe des UN-Sicherheitsrates zu einem Ende der Gewalt setzten Israel und militante Palästinenser ihre Angriffe fort.

Unterdessen rollten zahlreiche gepanzerte Fahrzeuge zur Vorbereitung eines möglichen Bodeneinsatzes in Richtung Gazastreifen. Nach israelischen Medienangaben wurde die Zahl der Soldaten an der Grenze verstärkt. Zuvor hatte der israelische Verteidigungsminister Ehud Barak der Hamas mit einer Bodenoffensive gedroht. “Wenn es notwendig ist, Truppen aufmarschieren zu lassen, um unsere Bürger zu schützen, werden wir das tun”, wurde er von seinem Sprecher zitiert. Israels amtierender Premier Ehud Olmert bat die Bevölkerung um Geduld, Entschlossenheit und Durchhaltevermögen.

Die israelische Luftwaffe setzte am Sonntag ihre Angriffe auf Ziele im Gazastreifen fort. Beim Beschuss des Al-Saraya-Gefängniskomplexes, in dem auch mehrere Hauptquartiere von Sicherheitsorganisationen der radikal-islamischem Hamas untergebracht sind, starben nach palästinensischen Angaben vier Gefangene. Zwölf weitere seien verletzt worden. Andere Gefangene seien in umliegende Straßen geflüchtet. Nach Augenzeugenberichten wurde das Hauptquartier der Hamas-Regierung in der Stadt Gaza sei getroffen und schwer beschädigt.

Militante Palästinenser feuerten aus dem Gazastreifen zwei Grad-Raketen soweit wie nie zuvor auf Israel – bis an den Stadtrand der etwa 38 Kilometer nördlich gelegenen Hafenstadt Ashdod. Nach Angaben eines israelischen Polizeisprechers schlugen am Sonntagmorgen 20 Raketen auf israelischem Boden ein. Seit Beginn der Luftangriffe am Samstagmittag seien es mehr als 100 gewesen. Am Samstag war ein Israeli bei der Explosion einer selbst gebauten Rakete ums Leben gekommen.

Abbas gab der Hamas die Hauptschuld an der Gewalteskalation. Die palästinensische Seite hätte die israelische Offensive verhindern können, wenn sie sich an den Waffenstillstand mit Israel gehalten hätte, sagte Abbas in Kairo. “Wir haben mit ihnen gesprochen und gesagt ‘Wir bitten euch, haltet euch an den Waffenstillstand’… also, wir hätten es verhindern können”, sagte Abbas mit Blick auf die innerpalästinensischen Gespräche zwischen Fatah und Hamas. Abbas gehört der moderateren Fatah-Bewegung an, die seit dem Umsturz im Gazastreifen durch die Hamas nur noch das Westjordanland kontrolliert. Er rief die Hamas-Bewegung im Gazastreifen auf, einen neuen Waffenstillstand mit Israel zu vereinbaren.

Der UN-Sicherheitsrat forderte nach einer vierstündigen Dringlichkeitssitzung in New York einen sofortigen Stopp aller Militäraktionen im Gazastreifen. Die 15 UN-Botschafter waren auf Antrag Libyens zusammengetreten. Auf eine explizite Verurteilung der israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen einigten sich die Mitglieder des Sicherheitsrates am Sonntagmorgen nicht.

Die Palästinenser im Westjordanland folgten einem Streikaufruf aus Protest gegen die israelische Offensive im Gazastreifen. In der Stadt Hebron kam es zu Zusammenstößen mit israelischen Soldaten, die von Palästinensern mit Steinen beworfen wurden. Die Soldaten gingen mit Tränengas gegen sie vor.

Der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad verurteilte die israelische Offensive scharf. Er bezeichnete die Luftangriffe nach einem Bericht des staatlichen Fernsehens als “kriminell” und sagte, der Iran werde fest auf Seite der Palästinenser stehen. Das iranische Außenministerium sprach von “Völkermord” und rief die internationalen Organisationen zum Handeln auf. Der iranische Rote Halbmond will ein Schiff mit Medikamenten, Nahrungsmitteln und Kleidung nach Gaza schicken. In der jordanischen Hauptstadt Amman forderten am Sonntag 30 Abgeordnete die Ausweisung des israelischen Botschafters.

Zehntausende Menschen demonstrierten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gegen Israels Luftangriffe. Sie hielten ein Spruchband hoch, das die Untätigkeit der arabischen Welt gegenüber der israelischen Bombardements auf Standorte der Hamas anprangerte: “Wie lange wird die Stille andauern – Araber, wacht auf!”. Der jemenitische Staatschef Ali Abdallah Saleh forderte einen Sondergipfel der arabischen Staaten. Daran sollten auch Vertreter der Hamas sowie der Fatah teilnehmen und sich wieder versöhnen, sagte er. Die Mitglieder der Arabischen Liga wollen sich am Mittwoch in einer Sondersitzung mit der Gewalt zwischen der Hamas und Israel befassen.

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