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Israel: Neue Gewalt im Gaza-Streifen

Ein palästinensischer Polizist verübt einen Anschlag auf Kollaborateure. Tausende demonstrieren in Ramallah für Arafat, Sharon genehmigt zusätzliche Siedler-Wohneinheiten.

Bei Gewaltakten im Gaza-Streifen sind am Montag mindestens fünf Palästinenser getötet worden. Ein palästinensischer Polizist zündete in einem Gefängnis zwei Handgranaten und verletzte neun Häftlinge, die mit Israel kollaboriert haben sollen. Einer der Verletzten wurde auf dem Weg ins Krankenhaus von Militanten erschossen. Im Westjordanland haben unterdessen Tausende in Ramallah für Präsident Yasser Arafat demonstriert, der demnächst seinen 75. Geburtstag feiert. Der israelische Regierungschef Ariel Sharon hat sein Einverständnis zum Bau von 600 zusätzlichen Siedler-Wohnungen im Westjordanland gegeben.

Der Anschlag in dem Gefängnis in Gaza-Stadt galt nach Angaben aus palästinensischen Sicherheitskreisen einem ehemaligen Hamas-Angehörigen, der Israel geholfen haben soll, fünf Hamas-Mitglieder zu liquidieren. Ein anderer verletzter Gefangener wurde wenig später im Shifa-Krankenhaus von Militanten erschossen. Im nördlichen Gaza-Streifen erschossen israelische Soldaten in der Nacht auf Montag drei mutmaßliche palästinensische Extremisten in der Nähe einer jüdischen Siedlung. Nach Militärangaben hatten sich die Männer dem Sicherheitszaun genähert. Neben den Leichen habe man Sturmgewehre gefunden. Im Flüchtlingslager von Khan Yunis erschossen israelische Soldaten nach Angaben von Augenzeugen am Sonntagabend eine 53-jährige Frau.

Auf Spruchbändern der Demonstranten in Ramallah hieß es, Arafat sei der legitime Führer des palästinensischen Volkes, wie Journalisten berichteten. Der Präsident zeigte sich seinen Anhängern mit seinem Premier Ahmed Korei von einem Fenster seines Amtssitzes. „Mit unseren Seelen, mit unserem Blut, werden wir uns für Palästina opfern“, rief Arafat, bevor die Menge in den Sprechchor einstimmte.

Nach den jüngsten Gewaltausbrüchen hatte Korei am Sonntag vor einem „Desaster“ gewarnt. Angehörige der radikalen Fatah-Splittergruppe „Al-Aksa-Märtyrerbrigaden“ hatten am Samstag die Büros des palästinensischen Geheimdienstes und des von Arafat ernannten neuen Gouverneurs von Jenin in Brand gesteckt. Ex-Sicherheitschef Mohammed Dahlan hatte Arafat vorgeworfen, seine Politik ruiniere die Palästinenser. „Es ist Zeit für Yasser Arafat, die Korrupten zu bestrafen“, sagte Dahlan am Montag dem Fernsehsender Al Arabiya.

Arafat hatte vergangene Woche den 50-jährigen Kadura Mussa zum Gouverneur von Jenin ernannt. Der Posten war vakant, seitdem Haider Irsheid nach Korruptionsvorwürfen zurücktreten musste; Mitglieder der Al-Aksa-Brigaden hatten Irsheid entführt und mit seiner Ermordung gedroht, um seinen Rücktritt zu erzwingen. Der Minister ohne Geschäftsbereich Kadura Fares sagte am Sonntag, die Gewalt im Westjordanland drücke die Wut der Al-Aksa-Brigaden aus, die sich schlecht behandelt fühlten. Ein Anführer der Brigaden hatte den palästinensischen Geheimdienst beschuldigt, mit Israel zu kollaborieren, um Mitglieder seiner Organisation zu liquidieren. Tausende Palästinenser hatten am Sonntag bei einem Protestmarsch in Jenin ihre Unterstützung für die Al-Aksa-Brigaden bekundet.

Sharon und sein Verteidigungsminister Shaul Mofaz genehmigten inzwischen den Ausbau von Maale Adumim, der größten jüdischen Siedlung in der Region, wie das Verteidigungsministerium am Montag in Jerusalem verlautbarte. Maale Adumim liegt in der Nähe von Jerusalem an der Straße nach Jericho und zählt derzeit rund 28.000 Einwohner.

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