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Israel klagt Offizier an

Die israelische Militärstaatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Offizier erhoben, der aus nächster Nähe auf ein verwundetes palästinensisches Mädchen geschossen haben soll.

Der Offizier werde der illegale Einsatz seiner Waffe in zwei Fällen vorgeworfen, sagte ein Militärsprecher am Montag. Außerdem wurden Verfahren wegen Behinderung der Ermittlungen, wegen des für einen Offizier unangemessenen Verhaltens und wegen Amtsanmaßung eingeleitet.

Der Fall ereignete sich am 5. Oktober: Damals feuerten Soldaten auf ein 13-jähriges Mädchen, das sich einem Kontrollpunkt nahe dem Flüchtlingslager Rafah näherte. Die Truppe habe geglaubt, das Mädchen wolle eine Bombe legen, hieß es. Dagegen sagte die Familie der Jugendlichen, sie sei auf dem Weg zur Schule gewesen.

Dann sei der angeklagte Offizier zu dem getroffenen Mädchen gegangen und habe aus seiner automatischen Waffe auf sie geschossen, berichteten Soldaten israelischen Medien. Diese verbotene Praxis nennt sich „verifying the kill“ (in etwa: „die Tötung sicherstellen“). Unklar blieb, ob das Mädchen zu diesem Zeitpunkt bereits tot war. Nach Aussage eines palästinensischen Krankenhauses hatte das Mädchen mindestens 15 Kugeln im Leib, die meisten davon im Oberkörper.

Der angeklagte Offizier sagte aus, er sei aus etwa 300 Metern unter Beschuss geraten, als er sich dem Mädchen näherte. Um den Schützen abzuschrecken, habe er auf den Boden geschossen.

In den vergangenen Jahren sind bei Ausschreitungen Hunderte palästinensischer Kinder und Teenager ums Leben gekommen, meist nach Angriffen auf Israelis mit Steinen. Die israelische Armee war zuletzt besonders wachsam gegenüber Frauen und Kindern, da sich mehrere von ihnen als Selbstmordattentäter in die Luft sprengten oder Sprengstoff transportierten.

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