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Israel: Jüdische Siedler drohen mit Bürgerkrieg

Jüdische Siedler haben angesichts der geplanten Räumung des Gazastreifens am Freitag mit einem Bürgerkrieg in Israel gedroht. Ministerpräsident Ariel Sharon habe kein Mandat für einen solchen Rückzug.

Das erklärte Eliezer Hasdai, Vorsitzender einer Siedlervereinigung, im israelischen Radio. Falls dieser ohne Volksbefragung durchgeführt werde, gebe es zwei Möglichkeiten: Die Soldaten könnten den Evakuierungsbefehl verweigern, oder „es kommt zu einer Art Bürgerkrieg“.

Im Gazastreifen leben rund 8.000 jüdische Siedler. Sharon bekräftigte in einem am Freitag veröffentlichten Interview der „Jerusalem Post“, er werde seinen Plan ungeachtet der Drohungen umsetzen. Die jüngsten Äußerungen Hasdais zeigen indes, dass die Spannungen zwischen Abzugsgegnern und -befürwortern zunehmen. Die Zeitung „Maariv“ zitierte ihn mit den Worten: „Wenn jemand (in den Gazastreifen) kommt und das Grab meiner Tochter berührt, sei es ein Soldat oder der Stabschef, werde ich ihn erschießen.“ Im Radio ergänzte er: „Eine Kugel reicht aus, und es wird zu einem Bürgerkrieg kommen.“

Der Ausbau von Siedlungen im Westjordanland kann nach den Worten Sharons unvermindert und ohne Widerstand aus Washington fortgesetzt werden. Bedingung sei, das er unauffällig vonstatten gehe, wie der Ministerpräsident in dem Interview sagte. Auf die Frage der „Jerusalem Post“, ob es mit den USA eine stille Übereinkunft über einen begrenzten Siedlungsausbau gebe, sagte Scharon: „Ja, wir können in den großen Siedlungen weiterbauen.“ Das wäre ein offener Verstoß gegen die Roadmap, den internationalen Friedensplan, zu dem sich die USA nach wie vor öffentlich bekennen. „Wenn wir Grundsteinlegungen feiern, Pressekonferenzen geben und erklären, was wir machen, bringt es (die USA in) Schwierigkeiten“, sagte Scharon.

Die israelische Armee griff am Freitag erneut das Flüchtlingslager Jabalya im nördlichen Gaza-Streifen aus der Luft angegriffen. Bei dem Kampfhubschrauber-Angriff wurden mindestens drei Palästinenser verletzt. Damit will Israel nach eigener Darstellung Angriffe der Palästinenser mit selbstgefertigten Raketen unterbinden, die Farmen und Siedlungen im Süden Israels treffen könnten.

Die israelische Armee hatte am Mittwoch, wenige Tage nach den Selbstmordanschlägen der radikal-islamischen Hamas im südisraelischen Bersheva, mit ihrer breit angelegten Militäraktion im Gaza-Streifen begonnen. Mindestens sechs Palästinenser – darunter ein neunjähriger Bub – sind bisher bei den Angriffen getötet worden. Mehr als 70 Menschen wurden in den vergangenen Tagen verletzt. Jabalya ist mit rund 100.000 Bewohnern das größte Lager im Gaza-Streifen und gilt als Hochburg palästinensischer Extremisten.

Im Westjordanland vereitelten israelische Sicherheitskräfte unterdessen einen Bombenanschlag: Ein Mann hatte in seinem Taxi zehn Kilogramm Sprengstoff verborgen, als er an einem Kontrollpunkt bei Nablus angehalten wurde. Bevor die Soldaten das Auto untersuchen konnten, warf er die Bombe aus dem Fenster. Sie wurde kontrolliert zur Detonation gebracht. Nach israelischen Angaben hatte der Geheimdienst Shin Bet einen Hinweis erhalten, wonach die Al-Aksa-Märtyrerbrigaden eine Bombe aus Nablus heraus schmuggeln wollten.

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