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Israel: Hamas als "strategischer Feind"

Nach der gezielten Tötung des geistlichen Hamas-Führers Scheich Ahmed Yassin hat der israelische Verteidigungsminister Shaul Mofaz  die Hamas zu Israels „strategischem Feind" erklärt.

Ein Ministeriumssprecher teilte am Dienstag mit, das habe Mofaz am Montag bei einem Treffen von Armee- und Sicherheitsvertretern im Verteidigungsministerium in Tel Aviv gesagt. Im Zuge des von Ministerpräsident Ariel Sharon geplanten Abzugs aus dem Gazastreifen und des Baus der Sperranlage an der Grenze zum Westjordanland sei es „sehr wichtig, die Hamas zu schwächen”, zitierte der Sprecher den Minister.

Der Minister für innere Sicherheit, Tsahi Hanegbi, sagte im Armeehörfunk, im Kampf gegen die radikale islamische Palästinenserorganisation sei Israel von der Defensive zur Offensive übergegangen. Alle Hamas-Führer seien „legitime Ziele”, und ihre Tage seien gezählt.

“Gezielte Tötungen” werden fortgesetzt

Bei der Sitzung im Verteidigungsministerium, an der er teilgenommen habe, sei beschlossen worden, die „gezielten Tötungen” fortzusetzen. Sharon, der dem israelischen Hörfunk zufolge den Angriff der Luftwaffe gegen Yassin persönlich überwachte, gratulierte den Sicherheitskräften bei dem Treffen und bezeichnete Yassin als „palästinensischen Spitzenmörder und -terrorist”.

Nach anfänglichem Zögern kritisierten auch die USA den Angriff vom Montag. „Wir sind sehr besorgt angesichts des Vorfalls in Gaza”, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, der Nachrichtenagentur AP. Während einer regulären Pressekonferenz hatte er zuvor die israelische Regierung nicht kritisiert.

Gespannte Lage

In Israel war die Atmosphäre unterdessen gespannt. Auf den Straßen von Jerusalem waren am Montag nur wenige Menschen unterwegs, die Busse blieben am Dienstag leer. In der Umgebung der großen Städte wurden Kontrollpunkte errichtet, Polizisten patrouillierten auf den Straßen. Die Grenzen zum Gazastreifen und zum Westjordanland blieben geschlossen. Die Sicherheitsvorkehrungen für Politiker und ranghohe Mitglieder der Streitkräfte wurden verschärft. Die israelische Regierung forderte auch ihre Vertretungen im Ausland auf, besonders wachsam zu sein. Die Kontrollen vor Botschaften und Konsulaten wurden verstärkt.

Heftige Kritik

Die Tötung Yassins war im Ausland auf heftige Kritik gestoßen, wurde von der israelischen Bevölkerung jedoch mehrheitlich unterstützt. In einer Umfrage der Zeitung „Yediot Ahronot” erklärten 60 Prozent der Befragten, die Tötung Yassins sei richtig gewesen. 32 Prozent äußerten sich ablehnend. Gleichzeitig erwarteten jedoch 81 Prozent, dass nach dem Angriff die Zahl der Anschläge zunehmen werde. Israelische Panzer rückten am späten Montagabend in den nördlichen Gazastreifen ein. Sie sollen nach israelischen Militärangaben weitere Raketenangriffe unterbinden, nachdem israelische Orte und jüdische Siedlungen im Gazastreifen beschossen worden waren.

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