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Israel gibt Eichmann-Memoiren frei

Israel hat die fast 40 Jahren unter Verschluss gehaltenen Memoiren des hingerichteten NS-Verbrechers Adolf Eichmann für die Öffentlichkeit freigegeben.

Das israelische Staatsarchiv gab die Tagebücher am Dienstag um 08.00 Uhr (MESZ) frei, nachdem ein Exemplar der 1.300 Seiten umfassenden Memoiren bereits an die amerikanische Wissenschaftlerin Deborah Lipstadt gesandt wurde. Journalisten sollten die Memoiren als E-Mail oder auf Diskette erhalten.

Lipstadt müsse sich gegen die Klage eines Holocaust-Revisionisten verteidigen, hatte das Justizministerium erklärt. Gemeint war damit die Verleumdungsklage des britischen Schriftstellers David Irving gegen Lipstadt. Irving wirft ihr vor, sie habe in einem Buch behauptet, er leugne den Holocaust. Irving bestreitet die Morde an den Juden nach eigenen Angaben nicht, bezweifelt aber die Zahl der Toten.

Ursprünglich hatte Israel eine wissenschaftliche Ausgabe mit Kommentaren und Erläuterungen zu den im Gefängnis geschriebenen Memoiren geplant. Historiker hatten aber eine unkommentierte Ausgabe gefordert. Kritiker befürchten, die Aufzeichnungen Eichmanns, in der dieser sich als mittlerer Beamter darstellt, der lediglich Befehle ausgeführt habe, könnten von Neonazis missbraucht werden, die den Völkermord an den Juden leugnen.

Der SS-Obersturmbannführer war im Reichssicherheitshauptamt im Zweiten Weltkrieg für den Transport von Juden aus den besetzten Gebieten in die Vernichtungslager zuständig. Nach Kriegsende floh er aus einem amerikanischen Kriegsgefangenenlager und tauchte in Argentinien unter. 1960 wurde er vom israelischen Geheimdienst Mossad aus Buenos Aires entführt und ein Jahr später in Israel vor Gericht gestellt. Nach seiner Verurteilung zum Tode wurde er am 1. Juni 1962 hingerichtet.

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