Israel besetzt Nablus
Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon plant nach Informationen des Fernsehsenders CNN in der kommenden Woche Gespräche mit ranghohen Vertretern der palästinensischen Autonomiebehörde. Nach einer Untersuchung der israelischen Armee hat eine Fehleinschätzung des Geheimdienstes dazu geführt, dass bei der gezielten Tötung des Hamas-Führers Salach Shehadeh vor anderthalb Wochen in Gaza auch 14 palästinensische Zivilisten getötet wurden.
Mit mehr als 100 Panzern und gepanzerten Fahrzeugen war die israelische Armee am Freitagmorgen ins Zentrum der Palästinenserstadt Nablus vorgestoßen. Bei Schießereien wurden nach palästinensischen Angaben zwei bewaffnete Männer getötet. „Nablus ist das Zentrum der Aktivitäten von Terrorgruppen“, hieß es in einer Erklärung der Armee. 19 Palästinenser wurden festgenommen. Israelische Medien berichteten, die Armee habe zwei Bombenwerkstätten gesprengt.
Die Militäraktion richtet sich in erster Linie gegen die radikalislamische Hamas-Organisation, die sich zu dem Terroranschlag auf die Hebräische Universität von Jerusalem bekannt hatte. Dabei waren am Mittwoch sieben Menschen getötet und mehr als 80 weitere verletzt worden.
Palästinenserpräsident Yasser Arafat verurteilte die Militäraktion in Nablus. Es bahne sich ein weiteres Massaker an, sagte Arafat in Ramallah. Er forderte erneut internationale Schutztruppen. Falls dies nicht möglich sei, sollten so schnell wie möglich Beobachter geschickt werden.
Ein früherer Massaker-Vorwurf der Palästinenser stellte sich nach einer Untersuchung der UN als unhaltbar heraus. Dem UN-Bericht zufolge verübte das israelische Militär Ende März im Flüchtlingslager Jenin kein Massaker, wie die Palästinenser behauptet hatten. Statt der von palästinensischer Seite beklagten 500 Toten konnten nur 52 Opfer bestätigt werden. Der von UN-Generalsekretär Kofi Annan vorgelegte Jenin-Bericht soll am Montag auf einer Dringlichkeitssitzung der UN-Generalversammlung erörtert werden.
Ministerpräsident Sharon will sich laut CNN in der kommenden Woche mit den neuen palästinensischen Innen- und Finanzministern, General Abdel Razak Yechia und Salam Fayad, treffen. Inhalt, Ort und genauer Zeitpunkt der Gespräche waren noch unklar. Bisher hatte Sharon Verhandlungen mit den Palästinensern stets von einem Ende der Gewalt abhängig gemacht.
Fehlerhafte Geheimdienstinformationen waren nach Angaben der israelischen Armee dafür verantwortlich, dass die Luftwaffe trotz Anwesenheit von Zivilisten das Gebäude des Hamas-Führers Shehadeh vor anderthalb Wochen bombardierte. Zeitpunkt und Art des Angriffes wären geändert worden, wenn man von der Anwesenheit von Frauen und Kindern gewusst hätte. Die Armee bedauerte den Tod der 14 Zivilisten in Gaza.