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Israel: Armee dringt in Nablus ein

Israelische Soldaten nahmen in der Nacht zu Freitag bei einem Vorstoß in die Palästinenserstadt Nablus im Westjordanland mehrere Palästinenser fest.

Ein Armeesprecher berichtete von 23 Festnahmen, die palästinensischen Sicherheitsbehörden von etwa 30. Nach palästinensischen Angaben wurde während der Razzia eine Ausgangssperre über Nablus verhängt.

Ein bewaffneter Palästinenser ist am Samstag in eine jüdische Siedlung im Westjordanland eingedrungen und hat einen Israeli getötet. Der Palästinenser habe das Feuer eröffnet und dabei die zwölfjährige Tochter des Todesopfers verletzt, erklärten die Streitkräfte. Sicherheitskräfte hätten die Siedlung durchsucht und den Angreifer erschossen. Zu dem Anschlag bekannte sich nach dem Bericht eines libanesischen Fernsehsenders die Untergrundorganisation Hamas.

Die Siedlung Avnei Hefetz liegt etwa fünf Kilometer südlich der palästinensischen Stadt Tulkarem. Bereits in der Vergangenheit wurden jüdische Siedlungen häufig am Sabbat angegriffen, weil dann die meisten Bewohner zu Hause sind. Die israelischen Streitkräfte erklärten, seit dem Beginn der zweiten Intifada im September 2000 seien 25 Siedlungen während des Sabbat und anderer Feiertage Ziel von Anschlägen geworden. Dabei seien insgesamt 41 Israelis getötet worden.

Die Sicherheitslage in den Palästinenser-Gebieten und in Israel ist derzeit sehr gespannt. Am Freitag hatte es in Jerusalem bei der Al-Aksa-Moschee die schwersten Krawalle seit langem gegeben. Die Sicherheitskräfte setzten gegen Steine werfende Palästinenser Hartgummigeschosse ein. Dutzende Personen wurden verletzt, darunter drei Journalisten.

Palästinenserpräsident Yasser Arafat hat sich unbeeindruckt von der Tötungsdrohung des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon gezeigt. „Das lässt mich gleichgültig“, sagte Arafat am Samstag an seinem Amtssitz in Ramallah. „Was mich wirklich interessiert, ist unser Volk, unsere Kinder, unsere Frauen und unsere Studenten.“ Arafat äußerte sich nach einem Treffen mit dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Michel Sabbah. Sharon hatte in einem am Vortag veröffentlichten Interview mit der gezielten Tötung Arafats gedroht, weil dieser Anschläge gegen Israelis unterstütze.

Die US-Regierung hat Israel davor gewarnt, Palästinenserpräsident Arafat zu töten. Washington sei gegen eine Ausweisung oder Tötung Arafats, sagte der stellvertretende Außenminister Richard Armitage am Freitag (Ortszeit) in Washington.

Der israelische Minister für Innere Sicherheit, Zahi Hanegbi, verteidigte Sharons Drohung gegen Kritik von der US-Regierung. „Die Amerikaner sind in einer schlechten Position, uns von gezielten Einsätzen abzuraten, weil sie eben diese Methode im Irak und Afghanistan anwenden“, sagte Hanegbi in einem Rundfunkinterview. „Die beiden Söhne Saddam Husseins wurden in einer gezielten Operation getötet, obwohl es gereicht hätte, ihre Festnahme abzuwarten.“

Jordanien warnte die israelische Regierung ebenfalls vor einem Versuch, Arafat zu verletzen oder zu töten. Ein solches Vorgehen würde zu einer Eskalation der Gewalt führen und die Gesamtsituation weiter verschlechtern, sagte der jordanische Regierungssprecher Asma Khader am Samstag. Jordanien verurteile die israelische Politik der gezielten Tötungen. Sharon hatte Arafat wiederholt als „Hindernis für den Frieden“ bezeichnet und vage Drohungen ausgesprochen.

Vertreter der wichtigsten Palästinensergruppen wollen über eine Zusammenarbeit und ihre Reaktion auf einen angekündigten israelischen Abzug aus dem Gazastreifen sprechen. Ein Treffen sollte es noch am Samstagabend in Gaza-Stadt geben. An der Zusammenkunft sollten auch Repräsentanten der Palästinensischen Autonomiebehörde, des Islamischen Dschihad und der Hamas-Organisation teilnehmen.

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