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Israel: 18 Tote bei Anschlägen auf Busse

Beim schwersten Anschlag in Israel in diesem Jahr sind am Dienstag mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen. Fast 100 Menschen wurden bei den praktisch zeitgleichen Explosionen in zwei Pendlerbussen verletzt.

In der Wüstenstadt Beerschewa rissen zwei Selbstmordattentäter mindestens 16 Bus-Insassen mit in den Tod.

Zu den Anschlägen bekannte sich der bewaffnete Arm der radikal-islamischen Hamas- Bewegung.

Die Anschläge seien eine Reaktion auf die Tötung der Führungsmitglieder Scheich Ahmed Jassin und Abdel Asis Rantissi im Frühjahr. Zudem handle es sich um ein „Geschenk für die hungerstreikenden Häftlinge in den zionistischen Gefängnissen“, hiess es in einem Flugblatt der Gruppe Issedin-el-Kassam.

Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilte die Tat. Man verdamme Anschläge auf Zivilisten, sagte Verhandlungsminister Sajeb Erekat in Ramallah. Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon kündigte den Einsatz „all unserer Kräfte“ an, um den Terrorismus zu bekämpfen.

Politiker in aller Welt reagierten empört auf den Anschlag. Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mahnte, derartige Akte blinder Gewalt erschütterten jede Hoffnung auf Frieden. Die Palästinenserbehörde müsse alles unternehmen, um Anschläge zu verhindern und um die Verantwortlichen der Justiz zu übergeben.

Explosionen im Stadtzentrum

„Ich hörte eine laute Explosion in einem Bus vor uns“, erzählte ein leicht verletzter Augenzeuge in Beerschewa. Kurz darauf habe sich die zweite Explosion in seinem eigenen Bus ereignet. Die beschädigten Busse lagen in etwa hundert Meter Entfernung voneinander im Stadtzentrum.

Nach Einschätzung der israelischen Sicherheitskräfte kamen die Attentäter aus dem Bereich der Stadt Hebron im südlichen Westjordanland. Dort ist die israelische Sperranlage noch nicht aufgebaut.

Antwort auf Abzugsplan

Vertraute des israelischen Premiers Scharon gingen davon aus, dass die Extremisten mit der Tat Scharons Abzugsplan aus dem Gazastreifen schaden wollten. Nur Stunden vor dem Doppel-Anschlag hatte Scharon einen Zeitplan für die Vorbereitungen der von ihm angekündigten Räumung des Gazastreifens vorgelegt.

Angesichts starken internen Widerstands gegen den Plan betonte Scharon vor seiner Likud-Fraktion: „Der Räumungsplan wird umgesetzt- Punkt, aus.“ Gemäss Zeitplan soll das „Sicherheitskabinett“ am 14. September einen Gesetzesentwurf über die Räumung aller Siedlungen im Gazastreifen billigen.

Bei dem Entwurf geht es vor allem um Entschädigungszahlungen für die Siedler. Der Text soll dem Parlament Anfang November in erster Lesung vorgelegt werden.

Scharon hatte am Montag nach Medienberichten gesagt, er wolle alle 21 jüdischen Siedlungen in einem Schritt räumen lassen. Bisher war geplant, die Siedlungen bis Ende 2005 in vier Schritten zu räumen.

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