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Islam in Österreich - Sanac: Islamfeindlichkeit "wie eine Krankheit"

Sanac: Große Sorgen um Islamfeindlichkeit in Österreich
Sanac: Große Sorgen um Islamfeindlichkeit in Österreich ©Symbolbild/Bilderbox
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) hat anlässlich der 100-jährigen Anerkennung ihrer Religion in Österreich drei Wünsche.

“Das einfachste ist das Jubiläum, zweitens das Islamgesetz Neu, das dritte Anliegen ist die Ausbildung der Imame in Österreich”, sagt Präsident Fuat Sanac im Interview mit der APA. Islamfeindlichkeit vergleicht er mit einer Krankheit, Jugendvereine hält er an, auf Deutsch zu kommunizieren.

Sanac will islamisch-theologische Fakultät

“Der Islam ist seit 100 Jahren hier”, begründet Sanac die Notwendigkeit einer islamisch-theologischen Fakultät. Dies sei auch in anderen Ländern, wie Deutschland längst geschehen. Konkrete Gespräche und Vorbereitungen gebe es dazu, seit der IGGiÖ-Präsident seinen Antrittsbesuch bei Bundespräsident Heinz Fischer absolviert hat. “Der politische Wille ist da.” Die Finanzierung könnte auch teilweise oder zur Gänze die Glaubensgemeinschaft übernehmen. Allerdings würde dies Kritik an mangelnder Transparenz nähren, gibt Sanac zu bedenken.

Wie erst kürzlich das Israelitengesetz für die jüdische Gemeinde soll auch das Islamgesetz modernisiert werden, das jetzige sei “nicht mehr zeitgemäß”. Konkret heißt das, dass etwa die Vertretung durch die IGGiÖ, Schulwesen, Kindergärten aber auch Feiertage und Lebensmittelbestimmungen definiert werden. “Wir wollen etwas Rechtliches in der Hand haben”, erhofft sich der Muslime-Präsident.

Bewusstsein in der Bevölkerung stärken

Durch das Jubiläum erhofft sich Sanac wachsendes Bewusstsein in der Bevölkerung, dass der Islam bereits seit langem Bestandteil der österreichischen Gesellschaft ist. “Die Mehrheitsgesellschaft weiß nicht, dass die Muslime seit 100 Jahren hier zu Hause sind.” Aber auch umgekehrt meint er: “Es ist mir sehr wichtig, dass den Muslimen wirklich bewusst wird, dass sie hier zu Hause sind. Wenn sich jemand zu Hause fühlt, dann hat er oder sie ein Heimatgefühl.”

Sanac hält die Muslime in Österreich aber auch an, ihre “Hausaufgaben” zu machen. “Von beiden Seiten gibt es natürlich Aufgaben, die erfüllt werden müssen”, meint er, die Gespräche mit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (V) würden gut verlaufen. In einem Jahr sollen die sieben eingerichteten Arbeitsgruppen ihre Berichte abliefern. “Wichtig ist, dass wir nicht mehr über den Islam, sondern über Muslime sprechen. Wenn wir nicht über die Menschen sprechen, dann können wir auch kein Problem lösen.”

Sorgen um Islamophobie

Sorgen macht sich Sanac über die Islamfeindlichkeit – vor allem angesichts der 100-jährigen Anerkennung in Österreich. “Die Menschen waren damals toleranter als jetzt”, meint er, Nationalismus und Nationalsozialismus hätten die Völker leider zu sehr geprägt. “Das ist wie eine Krankheit”, so Sanac, der zwischen Nationalismus und Patriotismus unterscheidet. Mit “Islamophobie” habe die teilweise herrschende Islamfeindlichkeit nichts zu tun. “Österreich ist ein multikulturelles Land, aber einige wollen das nicht wahrnehmen.”

Seinerseits ruft Sanac junge Muslime auf, sich zu integrieren, vor allem die Mitglieder des neu eingerichteten Jugendrats. “Ich habe dieses Team gefragt: Habt ihr bemerkt, dass wir Deutsch sprechen, wenn wir alle zusammen sind?” Grund sei, dass die Mitglieder aus unterschiedlichen Regionen kämen. “Im Internet sehe ich, nur Türkisch und Arabisch. Ab jetzt will ich es nur mehr auf Deutsch sehen”, so der Präsident.

Nach sieben Monaten als Nachfolger von Anas Schakfeh kann in der IGGiÖ bereits einige Erfolge aufzählen. So habe man die bosnischen Vereine unter einem Dach geeint, eine eigene islamische Gefängnisseelsorge durchgesetzt und die Fachinspektoren an den Schulen neu organisiert. Nun pocht der Muslime-Chef dort auch auf einen einheitlichen Lehrplan mit den selben Büchern. “Ich will, dass wir eine Stimme haben in den Schulen.” Noch auf der Suche ist die Glaubensgemeinschaft, was ein neues zentrales Gebäude betrifft.

Wie sein Vorgänger pflegt auch Sanac gute Kontakte zur Israelitischen Kultusgemeinde (IKG). Die Aussage von Altpräsident Ariel Muzicant, man müsse künftig auch über heikle Themen sprechen, versteht er allerdings nicht ganz. “Ich will die Konflikte aus dem Ausland nicht hierher tragen.” Auch sonst will der Muslime-Präsident nicht alles kommentieren: “Ich bin nicht zuständig für die ganze Welt, ich bin zuständig für Österreich.”

(APA)

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