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Iron Dome und David's Sling: So funktioniert Israels mächtige Luftverteidigung

Iron Dome hat sich bewährt - Das System wurde nach dem Libanonkrieg 2006 entwickelt.
Iron Dome hat sich bewährt - Das System wurde nach dem Libanonkrieg 2006 entwickelt. ©Reuters
Immer wieder fängt das israelische Luftverteidigungssystem Raketen- und Drohnenangriffe ab. Die mehr als 300 Geschosse, die der Iran in der Nacht vom 13. auf den 14. April abfeuerte, stellten die Abwehr des Landes auf die Probe.

Fast alle Attacken konnten nach Angaben des israelischen Militärs abgewehrt werden. Möglich macht das ein komplexes Luftverteidigungssystem, das mit mehreren Reichweiten arbeitet - Eine eiserne Kuppel schützt das Land Israel in kurzer Entfernung:

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Der Iron Dome

Der von Israel entwickelte Iron Dome (Eisenkuppel) fungiert in der Nähe. Das Abwehrsystem ist darauf spezialisiert, Raketen und Geschosse über kurze Distanz abzufangen. Eine Batterie kann ein kreisrundes Gebiet mit einem Radius von etwa sieben Kilometern beschützen. Die Fläche entspricht etwa einer Stadt wie Freiburg. Bau, Entwicklung und Instandhaltung haben die USA bisher mit mehr als drei Milliarden Dollar unterstützt - der Iron Dome gilt daher als Symbol für die Rolle der USA als Schutzmacht Israels.

Seit dem Start 2011 kam das System nach Angaben Israels mehrere Tausend Mal zum Einsatz. Es ist mobil und kann binnen weniger Stunden verlegt werden. Ein Radargerät erfasst bedrohliche Geschosse wie Mörsergranaten und Kurzstreckenraketen. Die Daten gehen an einen Raketenwerfer weiter, der eine Abfangrakete mit bis zu 70 Kilometern Reichweite startet. Dem Jahresbericht "Military Balance 2023" des Internationalen Instituts für strategische Studien zufolge hat Iron Dome dabei eine Erfolgsquote von über 90 Prozent.

David's Sling zielt auf größere Angreifer

Einen Schritt weiter bei der Abwehr Israels geht die ebenfalls mit den USA entwickelte David's Sling (Schleuder Davids). Seit Frühjahr 2017 einsatzbereit, dient das auch als Magic Wand (Zauberstab) bekannte System dazu, im Vergleich zum Iron Dome größere ballistische Raketen und Marschflugkörper mit einer Reichweite bis zu 300 Kilometern unschädlich zu machen. Solche Waffen hat nach US-Angaben der Iran, Syrien und die Hisbollah im Libanon.

Die Reichweite der zur Abwehr eingesetzten Stunner-Abfangraketen beträgt den Angaben zufolge rund 25 Kilometer. Eine Abschussvorrichtung kann bis zu 16 solcher Raketen aufnehmen. Zwei Batterien reichen demnach, um die Fläche von Israel abzudecken. Die USA haben nach eigenen Angaben rund 2,4 Milliarden US-Dollar in die Entwicklung gesteckt.

Zwei Israelische Abwehrsysteme: David's Sling (l.) und der zukünftige Iron Beam (m.) ©APA/AFP

Das Arrow-System: Schutz auf hoher Ebene

Um sich gegen Bedrohungen in der Ferne zu schützen, konzipierte Israel ab 1986 mit den USA das Abwehrsystem Arrow (Pfeil). Es zielt darauf, Mittel- bis Langstreckenraketen abzufangen. Der Fokus liegt auf der Abwehr von außerhalb der Erdatmosphäre fliegenden Raketen. Entwickelt wurde das System in Zusammenarbeit mit Boeing und dem israelischen Luft- und Raumfahrtkonzern IAI. Die USA haben Arrow insgesamt mit mehr als 4,5 Milliarden Dollar unterstützt.

Mittlerweile greift Israel auf Raketen des Typs "Arrow 2" und "Arrow 3" zurück. Laut Hersteller kann "Arrow 3" Abfangraketen in große Höhen von bis zu 100 Kilometern schießen und hat eine Reichweite von bis zu 2400 Kilometern. Dabei werden keine explodierenden Stoffe eingesetzt, sondern Ziele durch einen direkten Aufprall - ein sogenannter Hit-to-Kill - zerstört, was die Risiken von Trümmerschäden minimieren soll.

Eine in Kooperation mit den USA entwickelte "Arrow 3"-Rakete bei einem Test 2019 in Alaska. ©Israel Ministry of Defense via REUTERS

Von Patriot-Raketen zum "Iron Beam"-Laser

Israel hat ab den 1960er-Jahren eine Luftabwehr aufgebaut und kontinuierlich entwickelt - beginnend mit dem Hawk- und gefolgt vom Patriot-System, das seit 1991 zum Einsatz kommt. Neuerungen wie der 2021 verbesserte Iron Dome und die Entwicklung des fortschrittlicheren "Arrow 4" zeigen Israels Bestreben, seine Abwehr ständig zu aktualisieren.

Vor etwa zwei Jahren hat Israel den Iron Beam (Eiserner Strahl) vorgestellt. Das kosteneffektive Lasersystem kann nach US-Angaben Ziele wie Drohnen für etwa vier Dollar pro Einsatz neutralisieren. Laut Hersteller soll die Laser-Abwehrwaffe, die noch vom Militär erprobt wird, ab 2025 einsatzbereit sein.

Ein "Iron Beam"-Laser im Einsatz. Ab 2025 soll die Waffe im Einsatz stehen. ©Israeli Ministry of Defence / AFP

Seit dem ersten Einsatz des Iron Dome im Jahr 2011 wurden damit bereits tausende Raketen abgefangen, die von der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen oder von der pro-iranischen Hisbollah im Libanon abgefeuert wurden.

Teure Sicherheit

Die Kosten eines einzelnen Iron-Dome-Abfanggeschosses belaufen sich der in Washington ansässigen Denkfabrik Center for Strategic and International Studies zufolge auf zwischen 40.000 bis 50.000 US-Dollar (umgerechnet rund 37.500 bis 46.900 Euro). Die Herstellung eines kompletten Abwehrsystems kostet demnach rund 100 Millionen US-Dollar.

USA am Iron Dome beteiligt

Der Iron Dome ist ein strategischer Bestandteil der Allianz zwischen den USA und Israel. Im August 2019 unterzeichneten die USA einen Vertrag zum Kauf von zwei Iron-Dome-Einheiten, um die eigene Abwehr gegen Kurzstreckenraketen zu stärken. Die israelische Regierung hatte nach dem Libanonkrieg 2006 zunächst auf eigene Faust mit der Entwicklung des Systems begonnen. Später trugen die USA mit militärischem Know-How und Milliarden US-Dollar an finanzieller Unterstützung dazu bei.

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(DPA/APA)

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