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Irland: Erfolg des Rauchverbots steckt Briten an

Erfolg steckt an. Acht Monate nach der Einführung eines öffentlichen Rauchverbots in Irland wird auch in Groß-britannien der Ruf nach drastischen Maßnahmen zum Schutz vor dem Passivrauchen immer lauter. In Irland hat das verhängte Verbot erstaunliche Ergebnisse erbracht.

Allen Unkenrufen zum Trotz, im Mutterland der Pubs ließe sich das Rauchen nicht verbieten, legten die Behörden in Dublin jetzt beachtliche Zahlen vor. Danach meldeten sich 7.000 Ex-Raucher bei einer Regierungs-Hotline mit der Nachricht, sie hätten sich mit Erfolg vom Tabak abgewandt. Der zwangsweise Verzicht auf die Zigarette in Pubs, Bars und Restaurants habe ihnen dabei wesentlich geholfen.

Der irische Gesundheitsminister Michael Martin, der das Verbot gegen Klagedrohungen von Lokalbesitzern durchgesetzt hatte, zeigte sich erfreut über die unerwartet reibungslose Akzeptanz seiner Gesetzesmaßnahme. Umfragen zufolge haben 97 Prozent aller Bars, Beiseln und Restaurants die Anti-Rauch-Maßnahmen befolgt. Der Zigarettenkonsum ging nach Angaben des irischen Tabak-Herstellers Gallaher in dieser Zeit um 7,5 Prozent zurück. Der Konzern rechnet damit, dass die Iren in diesem Jahr 500 Millionen Glimmstängel weniger kaufen. Pub-Besitzer klagen aber auch, ihr Umsatz habe sich durch das Verbot um ein Viertel verringert.

Während das Rauchverbot in Irland in der öffentlichen Diskussion aber kaum noch ein Thema ist, schlägt das Thema in Großbritannien immer höhere Wellen. Besonders Städte im Nordwesten Englands wie Liverpool und Manchester sind vom Erfolg des Experiments auf der anderen Seite der Irischen See angesteckt. Als erste Großstadt Großbritanniens stimmte der Stadtrat von Liverpool im Oktober für die Einführung eines öffentlichen Rauchverbots. Auch Manchester geht eigene Wege. Die Stadt hat ihren 26.000 Angestellten das Rauchen am Arbeitsplatz verboten.

Wie ein kleines Erdbeben dürfte sich deshalb der Plan der schottischen Regionalregierung auswirken, in Schottland das Rauchen an öffentlichen Orten zu verbieten. Die Schotten dürften damit den britischen Gesundheitsminister John Reid – selbst Schotte und ehemaliger Kettenraucher – unter großen Zugzwang setzen. Reid hatte die Anti-Raucher-Lobby vor kurzem mit der Bemerkung verärgert, die Zigarette zähle für viele Menschen aus „den ärmeren Bevölkerungsschichten“ zu den wenigen Lebensfreuden. In Schottland wie auch in England haben Umfragen wiederholt gezeigt, dass etwa Dreiviertel der Befragten ein Rauchverbot an öffentlichen Orten befürworten.

Mit Spannung wird daher ein Weißbuch der Labour-Regierung zur “öffentlichen Gesundheit“ erwartet, das Reid demnächst vorlegen will. Wie aus Regierungskreisen zu hören ist, strebt der Minister eine Kompromisslösung zwischen einem totalen Rauchverbot und dem Status quo an. Bars, Pubs und Restaurants, die ihren Kunden das Rauchen weiterhin erlauben wollen, sollen sich nach seinem Plan dafür entsprechende „Lizenzen“ bei den örtlichen Behörden einholen.

Eine solche Lösung halten nicht nur Rauchgegner, sondern auch führende Wissenschaftler für völlig unzureichend. Ein von der Regierung beauftragter hochkarätig besetzter Expertenausschuss stellte im Oktober in einem Bericht fest, dass sich das Risiko von Lungenkrebs und Herzkrankheiten durch das passive Rauchen „massiv erhöht“. Andere Wissenschaftler behaupten dagegen, Studien über Passivrauchen hätten bisher eindeutige Schlüsse nicht zugelassen.

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