AA

Iran will USA nicht auf die Füße treten

Nur nichts Falsches sagen ist derzeit die Devise des Iran gegenüber Amerika. Auch auf die jüngsten Äußerungen des US-Präsidenten, in der er Iran als weltweit wichtigsten Unterstützer des Terrorismus einstufte, reagierte man gelassen.

„Bush wird mit der Wiederholung solcher grundlosen Unterstellungen nur seinen Kredit in Iran, wo die USA seit 26 Jahren keinen Einfluss mehr haben, weiter verspielen“, meinte Sprecher Hamid-Resa Assefi, der die amerikanische Drohungen als einen „Psychokrieg“ gegen das islamische Land interpretierte.

Obgleich man sich im Recht sieht – sowohl mit der friedlichen Atomnutzung als auch der Unterstützung der anti-israelischen Hisbollah-Milizen – hütet sich Teheran, George W. Bush irgendeinen einen Vorwand für eine militärische Intervention zu liefern. So will Präsident Mohammad Khatami auf jeden Fall, „trotz mancher Differenzen“, den Kontakt mit der Europäischen Union bezüglich der Atomgespräche beibehalten. Sein Vorgänger – und wahrscheinlich auch Nachfolger – Ali Akbar Hashemi Rafsandjani würde auch strengere Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde im Iran billigen.

Um auch die iranische Position im Nahostkonflikt zu diesem kritischen Zeitpunkt nicht unnötig herauszustellen, hat die Regierung den neuen Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas nach Teheran eingeladen. Und Geheimdienstchef Ali Junessi verkündete, dass mutmaßliche Mitglieder der Terrororganisation El Kaida nicht nur bis Prozessbeginn in Haft bleiben, sondern auch deren iranische Sympathisanten im Land sofort verhaftet würden. „Wir haben nichts zu verbergen und uns stets diplomatisch korrekt verhalten“, betont Sprecher Assefi.

Nach Ansicht von Präsident Khatami könnte man auch den Terrorismus effektiv bekämpfen, bloß solle man Gruppen, die gegen „israelische Unterdrückung“ kämpfen, nicht gleichstellen mit Gruppen, die – wie am 11. September 2001 – unschuldige Menschen umbringen.

Für politische Beobachter bleibt jedoch die Frage offen, wie lange der Gottesstaat diese „diplomatische Korrektheit“ fortsetzen kann. Der religiöse Führer des Landes, Ajatollah Ali Khamenei, der laut Verfassung das absolute Sagen in politischen Belangen hat, will sich der Diplomatie zu Liebe nicht alles gefallen lassen. Nach Khameneis Ansicht versuchen die Amerikaner ja nur „einem unabhängigen Land wie dem Iran, Fortschritt und Technologie“ zu verweigern, um es wieder von den USA abhängig zu machen. Khamenei glaubt außerdem, dass die ganze amerikanische Drohkulisse nur einem Zweck dient: Einstellung der iranischen Unterstützung für den palästinensischen Kampf gegen Israel. „Das wird jedoch nie eintreten“, so Khamenei.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Iran will USA nicht auf die Füße treten
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.