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Iran treibt Atom-Projekt voran

Ungeachtet des UN-Ultimatums treibt der Iran sein Reaktor-Projekt Arak voran und schürt damit im Westen die Sorge, das Land wolle heimlich Atomwaffen bauen.

Präsident Mahmoud Ahmadinejad weihte am Wochenende einen Teil der Anlage des Schwerwasser-Atomreaktors ein und betonte, sein Land werde auf der Atomtechnologie beharren. Niemand könne dem Iran dieses Recht streitig machen, bekräftigte am Sonntag auch Atomunterhändler Ali Larijani.

Beide äußerten sich wenige Tage vor dem Ablauf einer Frist der Vereinten Nationen. Diese hatten Teheran aufgefordert, die umstrittene Urananreicherung bis zum 31. August auszusetzen. Andernfalls drohen Sanktionen, über die jedoch noch keine Einigkeit besteht.

Ahmadinejad äußerte sich am Wochenende moderater als früher. „Der Iran ist für niemanden eine Gefahr, nicht einmal für das zionistische Regime“, sagte er mit Blick auf Israel. In der Vergangenheit hatte er wiederholt gefordert, Israel müsse „von der Landkarte getilgt“ werden. Viele westliche Länder fürchten, dass der weltweit viertgrößte Öl-Exporteur unter dem Deckmantel der zivilen Nutzung der Atomenergie nach Kernwaffen strebt, was das Land allerdings bestreitet.

Der Reaktor in Khondab nahe Arak ist von besonderer Bedeutung, weil in der Anlage Plutonium als Nebenprodukt anfällt, das für atomare Sprengköpfe genutzt werden kann. Dieser Teil der Anlage befindet sich indes noch im Bau.

Der Iran baut seit längerem an dem Reaktor 190 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Teheran. Ein Mitarbeiter des Atomprogramms hatte erklärt, da die Schwerwasser-Nutzung als solche keine militärische Bedeutung habe, sei keine regelmäßige Überprüfung durch die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) erforderlich, obgleich UN-Inspektoren die Anlage zuletzt besichtigt hatten. Diplomaten bezeichneten die Einweihung mit Blick auf den ungelösten Atomstreit als wenig hilfreich. Einem Vertreter des iranischen Atomprogramms zufolge soll eine IAEO-Delegation den Reaktor kommende Woche erneut besuchen.

An der Einweihung nahmen auch ausländische Reporter teil. Allerdings wurde die Anlage weitgehend abgeschirmt. Aufnahmen durften nur in speziell ausgewiesenen Bereichen gemacht werden.

Larijani bezeichnete es als strategisches Ziel, Uran anzureichern. Alle Versuche, den Iran davon abzubringen, würden daran nichts ändern, sagte er dem iranischen Rundfunks zufolge.

Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats und Deutschland hatten den Iran mit einem Paket aus Anreizen und Strafandrohungen zum Einlenken im Atomstreit bewegen wollen. Die Führung in Teheran hatte nach wochenlanger Prüfung des Angebots zuletzt zwar gesagt, man sei gesprächsbereit. Die geforderte Aussetzung der Anreicherung wurde aber weiter abgelehnt.

Wie die Staatengemeinschaft nun weiter vorgeht, ist noch nicht absehbar. Über Sanktionen müsste der Sicherheitsrat separat entscheiden, die Vetomächte Russland und China lehnen Strafmaßnahmen bislang allerdings ab.

Einem Bericht der „Los Angeles Times“ zufolge schließen die USA nicht mehr aus, den Sicherheitsrat in dieser Frage notfalls zu umgehen. Das Blatt berichtete unter Berufung auf den US-Botschafter bei den UN, John Bolton, die USA seien darauf vorbereitet, eine eigene Koalition von Staaten dazu zu bringen, iranische Vermögenswerte einzufrieren und den Handel mit dem Land einzuschränken.

Der stellvertretende iranische Parlamentspräsident Mohammed Reza Bahonar warnte den Westen davor, Druck aufzubauen. „Seid besorgt vor dem Tag, an dem das iranische Volk auf die Straße geht und bei Protesten die Regierung zum Bau von Atomwaffen auffordert, um sich gegen die Bedrohung zu wehren“, zitierte ihn eine iranischen Zeitung.

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