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Iran: Atomprogramm wird fortgesetzt

Das geistliche Oberhaupt des Iran, Ayatollah Ali Khamenei, hat angekündigt, dass sein Land sein umstrittenes Atomprogramm fortsetzen wird.

Der Iran werde das Kernkraftprogramm und nicht näher genannte weitere Vorhaben „mit Gottes Hilfe, mit Geduld und Mühe kraftvoll fortsetzen und die Früchte ernten“, zitierte das iranische Staatsfernsehen den Geistlichen am Montag.

Das Land habe seine Entscheidung getroffen und werde den eingeschlagenen Weg „mit aller Macht weitergehen“, sagte Khamenei einen Tag vor der offiziellen Antwort der Islamischen Republik auf das Angebot des Westens zur Lösung des Atomkonflikts. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat Teheran eine Frist bis zum 31. August gesetzt, um mit der Anreicherung von Uran aufzuhören.

Der stellvertretende Chef der iranischen Atomenergieorganisation hatte zuvor diese Kernforderung der internationalen Gemeinschaft zurückgewiesen. Eine Aussetzung der Urananreicherung sei angesichts des technischen Standes des Atomprogramms undenkbar, sagte Mohammad Saeidi einer Meldung der iranischen Nachrichtenagentur Fars zufolge.

Nach Angaben seines Außenministers Manouchehr Mottaki strebt der Iran eine „umfassende“ Lösung im Atomstreit mit der internationalen Gemeinschaft an. Bei einem Besuch in Südafrika erklärte Mottaki am Montag, der Iran habe die Begutachtung des Angebotpakets der fünf UNO-Vetomächte und Deutschlands abgeschlossen. Er hoffe, dass im Rahmen von Zusammenarbeit und Verhandlungen das Recht des Iran respektiert werde, Nukleartechnologie zu besitzen. Alle offenen Frage müssten ausgeräumt werden, um zu einer umfassenden Lösung zu kommen, so der iranische Außenminister.

Die fünf Vetomächte im UNO-Sicherheitsrat – Frankreich, Großbritannien, die Vereinigten Staaten, China und Russland – sowie Deutschland hatten dem Iran Anreize geboten, wenn er kein Uran mehr anreichere. Darin wird unter anderem Hilfe beim Bau von Kernkraftwerken und die Aufhebung von bisher geltenden Handelsbeschränkungen angeboten. Der Iran kündigte für Dienstag eine Antwort darauf an. Sollte Teheran die Forderungen des Weltsicherheitsrates nicht erfüllen, könnten Sanktionen verhängt werden. Im Westen wird der Iran verdächtigt, nach Atomwaffen zu streben.

Iran plant Bau von 20 Atomkraftwerken

Der Iran plant den Bau von insgesamt 20 Atomkraftwerken im Wert von rund 25 Milliarden Dollar (19,5 Mrd. Euro). Das erklärte der Vizepräsident der iranischen Atomenergieagentur, Mohammad Saeidi, nach Angaben britischen Internetzeitung „Mail and Guardian“ von Montag.

Saidi begründete das iranische Atomprogramm unter Hinweis darauf, dass die Öl- und Gasreserven des Landes höchstens 25 bis 30 Jahre zur Energieversorgung reichen würden. Daher folge man dem Beispiel anderer Länder und setze auf die billige Atomenergie. Zudem verfüge der Iran über große Reserven an Uran, das zur Brennstofferzeugung benötigt wird.

Derzeit seien schon 7000 Menschen in den iranischen Atomanlagen beschäftigt, hauptsächlich in Teheran sowie in Bushehr, Arak, Isfahan und Natanz, so Saeidi. In Natanz wurde eine Kaskade von 164 Gaszentrifugen zu Urananreicherung errichtet, was im Westen zu Besorgnis geführt hatte. Saeidi betonte, dass sich die Urananreicherung erst im Forschungsstadium befinde. Eine Abzweigung nuklearen Materials zum Bombenbau sei unmöglich.

Zudem sei der Bau von Atomwaffen kein Ziel des Iran, selbst wenn das Land über die entsprechenden Kapazitäten verfügen würde, versicherte der Vizechef der Atomenergiebehörde. Saeidi leugnete, dass Teheran den Bau der Urananreicherungsanlage in Natanz lange geheim gehalten habe, wie dies von den USA behauptet wurde. Zudem habe es keine Atomzusammenarbeit mit Pakistan gegeben, insbesondere nicht mit dem umstrittenen pakistanischen Atombombenkonstrukteur Abdul Quadeer Khan. „Wir haben keine Geheimnisse“, so Saeidi.

Diese Aussagen bewerten zahlreichen Experten im Westen mit Skepsis. Sie verdächtigen den Iran, trotz aller gegenteiligen Versicherungen nach Atomwaffen zu streben. Das Land sei zwar jetzt noch nicht zum Atombombenbau in der Lage, könnte es aber in Zukunft sein. Am Dienstag will der Iran seine Antwort auf das Angebotspaket der fünf UNO-Vetomächte und Deutschlands im Atomstreit geben. Die vom UNO-Sicherheitsrat geforderte Aussetzung der Uran-Anreicherung lehnt Teheran kategorisch ab.

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