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Iran: Angst vor Nachbeben

Tausende Überlebende des schweren Erdbebens im Nordiran haben bei nahezu eisiger Kälte die zweite Nacht im Freien verbracht, die Angst vor Nachbeben ist groß.

Frierend und ausgehungert versammelten sie sich bei Nachteinbruch am Montag im offenen Gelände, weil sie weitere Nachbeben befürchteten. Die Überlebenden beklagten sich, dass bisher keine Zelte aufgebaut worden seien und sie noch immer auf Lebensmittel und Medikamente warteten.

Bei dem Erdbeben der Stärke 6,3 auf der Richterskala waren am Samstagmorgen nach Angaben der Hilfsorganisation Roter Halbmond etwa 220 Menschen getötet worden. Bewohner der Provinz Kaswin, wo sich das Epizentrum befunden hatte, zweifelten die Angaben an. Sie gingen davon aus, dass die Zahl der Toten weitaus höher sei. Der Gouverneur der Provinz erklärte, sein Büro habe bereits 500 Genehmigungen für Begräbnisse erteilt.

Das Beben hatte zahlreiche Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Es folgten mindestens zwölf teilweise schwere Nachbeben. Dem Roten Halbmond zufolge wurden 5000 Häuser zerstört, 25.000 Menschen verloren ihr Zuhause. Unter den Opfern waren meist Kinder, Frauen und ältere Männer, da die Jüngeren am Samstagmorgen während des Bebens auf den Feldern arbeiteten. Örtliche Behörden gingen von mehr als 1500 Verletzten aus.

Die Überlebenden warfen der Regierung Untätigkeit vor und kritisierten, die Rettungsmaßnahmen liefen zu langsam an. Eine aufgebrachte Menge warf am Sonntag Steine auf den Konvoi des Innenministers Abdolwahed Musawi-Lari. Der Vorfall ereignete sich, als er Awadsch besuchte, wo das Beben die größten Schäden verursacht hatte. Verletzt wurde niemand, lediglich die Scheiben eines Sanitätswagens, der hinter dem Wagen des Ministers, zerbrachen.

In dem Erdbebengebiet zwischen der Hauptstadt Teheran und dem Kaspischen Meer leben die Menschen überwiegend in niedrigen Lehmhütten, die Erdstößen zumeist nicht standhalten. Im Ostiran waren im Mai 1997 bei einem Erdbeben der Stärke 7,1 mehr als 1500 Menschen ums Leben gekommen.

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