AA

Iran: Ahmadinejad leugnet Holocaust

Der iranische Präsident Ahmadinejad provoziert weiter: Am Donnerstag hat er den Holocaust geleugnet und eine Verlegung des Staats Israel nach Europa vorgeschlagen.

Deutschland und Österreich sollten „eine, zwei oder egal wie viele ihrer Provinzen“ abgeben, damit dort ein jüdischer Staat entstehen könne, sagte Ahmadinejad am Donnerstag im iranischen Fernsehsender Al Alam. Damit werde das Problem des Nahost-Konflikts „an der Wurzel gepackt“. Diese Äußerungen sorgten für Empörung.

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) sagte: „Das ist eine ungeheuerliche Entgleisung, die ich auf das schärfste zurückweise“. Auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier kritisierte die Äußerungen. Das österreichische Außenministerium will sie zunächst prüfen. Außenministerin Ursula Plassnik stellte allerdings fest, dass solche Aussagen mit aller Entschiedenheit zurück gewiesen werden müssen. Und auch das israelische Außenministerium wies die Bemerkungen umgehend zurück und erklärte, Ahmadinejad sei mit seinen Aussagen ein Problem für die gesamte internationale Gemeinschaft. Im Oktober hatte Ahmadinejad mit der Forderung Empörung ausgelöst, Israel „von der Landkarte zu tilgen“.

Ahmadinejad stellte einen Zusammenhang zwischen der europäischen Unterstützung des Staates Israel und dem Holocaust her. Er fragte, warum die Palästinenser für die Verfolgung und Ermordung der Juden im Zweiten Weltkrieg „den Preis zahlen“ sollten. Die Juden seien in Europa „unterdrückt“ worden, daher müsse ihnen „ein Teil Europas“ gegeben werden, damit sie dort ihren Staat einrichten könnten. „Warum gabt ihr ihnen ein Stück islamisches Land und das Gebiet des palästinensischen Volkes?“, fragte der iranische Präsident, der sich nach Angaben von Al Alam am Rande eines Gipfeltreffens der Organisation der Islamischen Konferenz in der saudiarabischen Pilgerstadt Mekka äußerte.

Der Staat Israel sei wie ein „Tumor“, der im Nahen Osten fortwährend für „Spannung und Konflikt“ sorge, sagte Ahmadinejad. Die Politik der europäischen Staaten sei vom Schuldbewusstsein wegen des Holocaust geprägt. Daher werde die „Besatzung“ Jerusalems „unterstützt“. „Wenn die Europäer ehrlich sind, dann sollten sie einige ihrer Gebiete in Europa – zum Beispiel in Deutschland, Österreich oder anderen Ländern – den Zionisten geben und dann können die Zionisten ihren Staat in Europa bilden. Bieten sie einen Teil Europas an und wir werden das unterstützen“, sagte er laut der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA während einer Pressekonferenz.

Ahmadinejad erkennt demnach auch nicht an, dass Adolf Hitler Millionen von Juden getötet habe. „Einige europäische Länder pochen darauf, dass Hitler Millionen unschuldiger Juden in Öfen getötet hat und sie pochen darauf so sehr, dass sie jeden verurteilen und ins Gefängnis werfen, der etwas Gegenteiliges beweist“, erklärte er. „Wir akzeptieren diese Behauptung nicht. Aber wenn wir davon ausgehen, dass sie wahr ist, dann haben wir folgende Frage an die Europäer: ’Ist die Tötung unschuldiger jüdischer Menschen durch Hitler der Grund für eure Unterstützung für die Besatzer Jerusalems?’“

Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums erklärte: „Dies ist leider nicht das erste Mal, dass der iranische Präsident die ungeheuerlichsten Vorstellungen über Juden und Israel äußert.“ Damit sei er aber nicht allein ein Problem für Israel. Bundeskanzler Schüssel nannte die Aussagen eine „ungeheuerliche Entgleisung“. Auf diese Weise könne das Nahost-Problem sicherlich nicht gelöst werden, sagte er nach einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in Washington. Schüssel ging auch darauf ein, dass Ahmadinejad indirekt den Holocaust in Zweifel gezogen hatte. Dies sei in Österreich strafrechtlich verfolgbar, sagte er.

Plassnik ersuchte unterdessen den österreichischen Botschafter im Iran um weitere Berichterstattung und wies den Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten an, den iranischen Botschafter in Wien zur Aufklärung ins Außenministerium zu bitten.

Der deutsche Minister Steinmeier erklärte, die Worte Ahmadinejads zeigten, „mit wie wenig Ernsthaftigkeit, oder mit wie viel Zynismus die Situation von der dortigen Regierung beurteilt wird“. Er äußerte sich am Rande eines Treffens der NATO-Außenminister in Brüssel. Seine Kollegen teilten die Sorge, „dass nicht ausreichend Vernunft in der iranischen Regierung herrscht“. Die USA erklärten, die Bemerkungen bestärkten nur ihre Bedenken gegen die iranische Führung. Angesichts dieser Haltung des Präsidenten sei es umso wichtiger, dass der Iran keine Atomwaffen besitze.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Iran: Ahmadinejad leugnet Holocaust
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen