So hieß es in der Nacht auf Samstag aus Kreisen des Innenministeriums in Teheran. Der besonders von den armen und tiefgläubigen Iranern unterstützte Bürgermeister der Hauptstadt war in der Stichwahl gegen den moderat-konservativen Akbar Hashemi Rafsanjani angetreten, der von Reformern, Studenten und Vertretern der Wirtschaft unterstützt wurde.
Die Iraner haben am Freitag in einer Stichwahl über einen neuen Präsidenten abgestimmt. Es gibt keinen klaren Favoriten. Die Wahllokale haben länger geöffnet. Eine hohe Beteiligung in den Armenvierteln Teherans zeichnet sich ab. Rund 46 Millionen Wahlberechtigte mussten sich zwischen dem ursprünglichen Favoriten, dem moderat-konservativen Akbar Hashemi Rafsanjani, und dem überraschend erfolgreichen erz-konservativen Mahmoud Ahmadinejad entscheiden. Meinungsforscher erwarteten ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die Wahlbeteiligung war insbesondere in den armen Stadtvierteln Teherans hoch. Dort werden vor allem Anhänger von Ahmadinejad vermutet, dem Bürgermeister der Hauptstadt. In den reicheren Gegenden im Norden der Stadt war der Andrang hingegen zunächst gering. Aus Kreisen des Innenministeriums verlautete am Abend, die Wahllokale würden zwei Stunden länger als geplant offen bleiben. Mit einem Ergebnis wird am Samstag gerechnet.
Bei der Stichwahl ging es auch um die künftigen Leitlinien der Islamischen Republik in der Innen- und Außenpolitik. Befürworter des 70 Jahre alten Rafsanjani versprechen sich von seiner Wahl Liberalisierungen in der Wirtschaft und zumindest keine Rücknahme der bisherigen Reformen. Ich möchte eine historische Rolle spielen und den Extremismus stoppen, sagte Rafsanjani nach seiner Stimmabgabe. Zudem plädierte er dafür, die wegen des Atomstreits angespannten Beziehungen zum Westen zu verbessern. Er wird von Reformern, Studenten und Vertretern der Wirtschaft unterstützt, seine Wähler kommen Beobachtern zufolge aus der Ober- und Mittelschicht.
Ahmadinejad vor allem bei verarmter Bevölkerung beliebt
Ahmadinejad hingegen findet vor allem bei der verarmten Bevölkerung Zustimmung. Schon am Morgen bildeten sich in den südlichen Bezirken Teherans lange Schlangen vor den Wahllokalen. Seine Unterstützer erwarten, dass sich der 48-Jährige ihrer Probleme annimmt. Ich stimme für Ahmadinejad, weil er denen die Hände abhacken will, die den Wohlstand des Landes stehlen. Er will Armut und Diskriminierungen bekämpfen, sagte ein Anhänger. Wirtschaftsvertreter fürchten einen Sieg Ahmadinejads, der den Aktienmarkt mit einem Glücksspiel verglichen hat und westliche Einflüsse noch stärker als bisher unterbinden will. Seine Gegner befürchten auch, dass er wie nach seinem Amtsantritt als Bürgermeister von Teheran Reformer aus den Ministerien entfernen würde.
Es war das erste Mal seit der Islamischen Revolution 1979, dass die iranische Präsidentenwahl in einer Stichwahl entschieden wurde. In der ersten Runde am Freitag vor einer Woche hatten Rafsanjani 21 Prozent und Ahmadinejad 19,5 Prozent der Stimmen erreicht. Damit hatten beide die erforderliche absolute Mehrheit verpasst. Die Beteiligung lag bei 63 Prozent. Einige Beobachter hatten spekuliert, die Kritik der USA an der iranischen Wahl habe viele Wähler zu den Urnen getrieben. Die US-Regierung hat die Abstimmung als unfair kritisiert, da der erz-konservative Wächterrat, der das Wahlergebnis absegnen muss, zahlreiche Reformer ausschloss.
Die Wahllokale sollten ursprünglich bis 19.00 Uhr (Ortszeit, 16.30 Uhr MESZ) geöffnet sein. Insgesamt könnten sie je nach Wahlbeteiligung aber auch wie in der Vorrunde erst um 23.00 Uhr (20.30 Uhr MESZ) schließen.
