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Iran: Acht Tote und 75 Verletzte

Erstmals seit Jahren hat es im Iran am Sonntag eine Serie tödlicher Bombenanschläge gegeben. Am Freitag explodierten in der mehrheitlich von Arabern bewohnten Großstadt Ahvaz im Südwesten des Landes in der Früh vier Bomben.

Die staatliche Nachrichtenagentur Irna berichtete von acht Todesopfern und 75 Verletzten.

Die Behörden sprachen in ersten Reaktionen von Attentaten gegen die Einheit des Landes. Sie bezogen sich damit auf separatistische Bestrebungen in der an den Irak angrenzenden Erdölprovinz Khuzistan, die einen hohen Bevölkerungsanteil arabischstämmiger Iraner aufweist.

Drei Sprengsätze explodierten vor öffentlichen Gebäuden der Provinzhauptstadt, der vierte vor dem Haus des Hörfunk- und Fernsehdirektors in Ahvaz. Die erste Bombe ging gegen 09.00 Uhr Ortszeit hoch, die letzte gegen 11.00 Uhr. Fernsehbilder von den Anschlagsorten zeigten schwer beschädigte Gebäude und Autos sowie Blut auf der Straße. Der Vizegouverneur der Provinz, Gholamreza Shariati, sprach von fünf Toten und 80 Verletzten. Die Anschläge sollten seiner Ansicht nach die Bürger von der Teilnahme an den Präsidentenwahlen abschrecken.

Eine der Bomben explodierte in einem Auto vor der Präfektur, wie der reformislamistische frühere Abgeordnete Kyanusch Rad per Telefon aus Ahvaz berichtete. Irna meldete unter Berufung auf einen ranghohen Beamten des Innenministeriums, einer der Sprengsätze sei detoniert, als Polizisten versucht hätten, ihn zu entschärfen. Laut Irna waren Bomben in Toiletten öffentlicher Gebäude versteckt. Das Fernsehen zeigte Bilder von stark zerstörten Innenräumen.

Im April waren bei ethnischen Unruhen in Ahvaz amtlichen Angaben zufolge fünf Menschen ums Leben gekommen. Hunderte wurden festgenommen. In der Provinzhauptstadt stellen arabischsprachige Iraner die Mehrheit, während sie landesweit nur drei Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Für die Aprilunruhen hatten die iranischen Behörden „vom Ausland unterstützte subversive Elemente“ verantwortlich gemacht. Sie hatten auch ein „Komplott“ gegen die Präsidentschaftswahl als Ursache genannt. Eine als amtliches Dokument präsentierte Erklärung, welche die Behörden später als Fälschung bezeichneten, hatte viele Menschen aufgebracht. Sie ließ die Existenz eines Plans vermuten, demzufolge die Provinz „iranisiert“ und „entarabisiert“ werden solle.

Die Volksdemokratische Front von Ahvaz, die sich für eine Unabhängigkeit der Region Khuzestan einsetzt, wies eine Verantwortung für die Anschläge zurück. „Wir wissen nicht, wer das getan hat“, sagte ein Sprecher der Gruppe. Ein ehemaliger iranischer Parlamentarier aus Ahvaz, Mohammad Kianoushrad, sagte, er sehe keinen Zusammenhang mit den Unruhen im April und machte extremistische Bewegungen im Südirak für die Anschläge verantwortlich.

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