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Irakische Jung-Diplomaten in Wien

Zehn Jung-Diplomaten aus dem Irak beenden dieser Tage eine Ausbildung an der Diplomatischen Akademie in Wien - „Nach 13 Jahren Isolation haben wir etwas aufzuholen“.

Seit dem 24. Jänner hatten die acht Männer und zwei Frauen des irakischen Außenministeriums unter anderem Kurse in Völkerrecht, Verhandlungsführung, Wirtschaft und Menschenrechte absolviert sowie in Wien ansässige internationale Organisationen wie die OPEC (Organisation Erdöl exportierender Länder), die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) und die UNO-Industrieorganisation UNIDO besucht. „Wir waren 13 Jahre lang isoliert. Wir haben etwas aufzuholen“, sagte der Absolvent Maath al-Samarai bei der Verabschiedung der Studentengruppe durch den irakischen Botschafter am Freitag.

Aus politischen Gründen abgelehnt

Der 30-Jährige, der am College für Politikwissenschaft der Universität Bagdad studierte, arbeitet seit dem Vorjahr in der Protokoll-Abteilung des irakischen Außenministeriums. Als er sich nach seinem Studienabschluss 1997 für das Außenamt beworben habe, sei er „aus politischen Gründen“ abgelehnt worden: Ein Cousin seines Vaters war hingerichtet worden, ein Onkel, Professor für Politologie, war beim damaligen Regime von Machthaber Saddam Hussein in Ungnade gefallen und hatte seinen Posten verloren.

Qahtan Adnan (31) und Sarmad Hamoude (25) bestätigen: Man habe zu Zeiten Husseins Mitglied der Baath-Partei sein müssen, zudem habe der Diktator in der Regel Angehörige bestimmter Familienclans für den Dienst im irakischen Außenamt ausgewählt. Während Hamoude sich weigerte, der Einheitspartei beizutreten, und ohne Job blieb, ließ sich Adnan als Mitglied eintragen, um studieren zu können. So erhielt er auch bereits vor fünf Jahren eine Anstellung im Außenministerium.

Irak öffnet weltweit seine Botschaften

„Der Irak braucht viele Diplomaten“, erklärt Hamoude, „Viele Botschaften sind in der Vergangenheit geschlossen worden, jetzt öffnen sie wieder auf der ganzen Welt.“ Songül Senel (30), Kurdin mit türkischem Namen, fügt hinzu: „Wir hoffen auf einen Neubeginn und gute Beziehungen zu den anderen Staaten.“ Laut Samarai hat seit der Invasion der von den USA geführten Truppen im Jahr 2003 ein radikaler Wechsel im Bagdader Außenamt stattgefunden, jetzt hätten ganz andere Leute das Sagen.

Das österreichische Außenministerium hatte die Iraker eingeladen, die Spezialausbildung in Wien zu machen und die Seminare finanziert. Die Kurse an der Diplomatischen Akademie seien sehr nützlich gewesen, lautet das einhellige Urteil der Jung-Diplomaten. Senel glaubt vor allem von den Übungen in Verhandlungsführung profitiert zu haben. Die 24-jährige Maysam Mohammed al-Abaeachi ist erfreut über die Vorlesung über Menschenrechtssysteme: „Das haben wir vorher nicht gewusst. Unter Saddam Hussein haben wird nichts darüber gehört.“

“Wir sind potenzielle Ziele”

Auf die Frage, ob sie Angst hätten, als Verwaltungsbeamte Opfer von Anschlägen zu werden, kommen unterschiedliche Antworten von den Diplomaten. „Wir sind potenzielle Ziele“, stellt Samarai lapidar fest. Es seien schon einmal Raketen auf das Gebäude des Ministeriums abgefeuert worden, vor rund drei Monaten habe es in der Nähe eine Explosion gegeben. Adnan räumt ein, dass auf dem täglichen Weg von seiner Wohnung zum Ministerium Gefahr drohen könnte. Senel seufzt nur: Auf diese Frage will sie nicht antworten.

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