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Irak: Zahlreiche Anschläge über Weihnachten

Zahlreiche Bombenanschläge haben über Weihnachten mehr als zwei Dutzend Menschen im Irak das Leben gekostet. Ein Selbstmordattentäter brachte am Heiligen Abend in Bagdad einen Gas-Tanklaster zur Explosion und riss nach acht Menschen mit in den Tod.

Bei weiteren Anschlägen und bewaffneten Überfällen im ganzen Land wurden mindestens 16 weitere Iraker getötet. Die US-Armee nahm zwei Verdächtige mit Verbindungen zum gesuchten Extremistenführer Abu Musab al-Zarqawi sowie dutzende weitere Aufständische fest. US-Präsident George W. Bush und Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dankten den Soldaten für ihren Einsatz. Und Ex-Präsident Saddam Hussein hat gut ein Jahr nach seiner Festnahme die von US-Stellen verbreitete Version seiner Gefangennahme energisch bestritten.

Bei dem Selbstmordanschlag im Bagdader Stadtteil Mansur starben am Freitagabend allein sieben Mitglieder einer Familie. Durch die Explosion, die laut Anwohnern einen „riesigen Feuerball“ auslöste, erlitten 19 Menschen schwere Verbrennungen. Nahe der Schiitenstadt Najaf kamen bei einem Anschlag auf einen US-Armeekonvoi am Samstag mindestens drei Iraker ums Leben. Südlich von Mossul wurden ein für die US-Armee arbeitender irakischer Dolmetscher und seine Frau in einem Hinterhalt getötet.

Nördlich von Bagdad erschossen Unbekannte ein Gemeinderatsmitglied und dessen Freund. Ein Mann starb in der Region beim Ablegen einer Bombe am Straßenrand. Zwei Mitarbeiter des Zivilschutzes wurden am Sonntag in Bagdad erschossen. Ein Nationalgardist starb bei Samarra durch eine Bombe.

Am Sonntag wurde bei Bagdad ein führender Politiker der Demokratischen Partei der Irakischen Nation erschossen, wie der Parteivorsitzende Mithal el Allussi mitteilte. Abdel Hussein habe am Montag an einer Demonstration gegen den syrischen Einfluss im Irak teilgenommen und danach Morddrohungen erhalten. Der Parteichef machte Anhänger des gestürzten Präsidenten Saddam Hussein sowie den syrischen Geheimdienst für die Tat verantwortlich.

Zwei ranghohe Mitglieder des „Harun-Terrornetzwerks“, das nach eigenen Angaben zu Zarqawis Netzwerk gehöre, seien bereits am 8. und 12. Dezember in Ramadi festgenommen worden, erklärte ein US-Armeesprecher am Samstag. Die US-Arme wirft der Gruppe vor, elf irakische Nationalgardisten ermordet und mehrere Bombenanschläge verübt zu haben. Zudem soll sie ausländische Kämpfer ins Land geschleust haben. Bei einem Einsatz in Ramadi seien seit Freitag 29 weitere Aufständische festgenommen und zahlreiche Waffen beschlagnahmt worden. Im Zusammenhang mit dem Anschlag auf einen US-Armeestützpunkt im nordirakischen Mossul mit 22 Toten und mehr als 70 Verletzten wurden fast 40 Verdächtige festgenommen.

Rumsfeld besuchte am Heiligen Abend überraschend mehrere Truppenstützpunkte im Irak, unter anderem in Mossul. Im Camp Victory beim Bagdader Flughafen nahm er an einem Weihnachtsessen teil. Der Pentagon-Chef sprach den US-Soldaten Mut zu. „Das ist kein leichter oder ruhiger Weg zum Erfolg, es gibt Misserfolge“, räumte er ein. „Aber wenn Sie in meinem Alter sind, werden Sie mit Stolz auf diese Zeit zurückblicken.“ Bush dankte zu Weihnachten den im Irak und anderen Teilen der Welt stationierten US-Soldaten für ihren Einsatz „für Freiheit und Sicherheit“. Die USA haben hunderttausende Soldaten weltweit im Einsatz, davon allein 150.000 im Irak.

Unterdessen hat Saddam Hussein die von US-Stellen verbreitete Version seiner Gefangennahme energisch bestritten. Die Behauptung, er sei von US-Soldaten am 13. Dezember des Vorjahres aus einem betonierten Erdloch bei Tikrit gezogen worden, sei eine „dumme Fälschung wie ein Cowboyfilm“, sagte Saddam laut dessen Awalt Khalil al-Duleimi. Die Amerikaner hätten Saddam beim Abendgebet im Haus eines Freundes überrascht, sagte Duleimi in einem Interview der in Kairo erscheinenden Wochenzeitung „Al-Osbou“ (Montag).

Das US-Militär hatte nach der Gefangennahme Videoaufnahmen des Kellerlochs in einem Dorf bei Tikrit gezeigt. Den Militärangaben zufolge hatte sich der mit einer Pistole bewaffnete Saddam ohne jeden Widerstand ergeben. Demgegenüber behauptete Saddam nach den Worten seines Anwalts: „Die Amerikaner hatten mich umstellt, meine Waffe war weit weg. Ich wurde verhaftet und in den ersten beiden Tagen furchtbar gefoltert. Wenn ich gewusst hätte, dass sie in der Nähe sind, hätte ich gekämpft bis zum letzten Blutstropfen“. Derzeit ist nicht klar, wann das Verfahren gegen Saddam vor dem irakischen Sondergerichtshof beginnen soll.

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