In vier Monaten können sich viele Dinge ändern. Auf dem Weg zur UNO-Vollversammlung in New York traf Allawi in London mit dem britischen Premierminister Tony Blair zusammen.
Trotz der Befürchtung, dass Gewalt den Urnengang behindern könnte, werde man sich an den Zeitplan halten, erklärte Allawi am Sonntag bei einer Pressekonferenz nach Gesprächen mit Blair. Die Demokratie werde im Irak siegen.
Bei einem Selbstmordanschlag in der nordirakischen Stadt Kirkuk kamen am Samstag 19 Menschen ums Leben, die sich um eine Arbeit bei den Sicherheitskräften bemühten. Der Täter steuerte sein mit Sprengstoff beladenes Auto in eine Warteschlange vor der Rekrutierungsstelle der Nationalgarde. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden 67 Menschen verletzt. Es war bereits der dritte Anschlag auf die irakischen Polizeikräfte in einer Woche. Die Nationalgarde soll nach der zum 31. Jänner geplanten Wahl mehr Verantwortung für die Sicherheit übernehmen.
Weitere Anschläge wurden aus Mosul und Bagdad gemeldet. Auf der Straße zum Flughafen der Hauptstadt explodierte eine Autobombe, als ein US-Militärkonvoi die Stelle passierte. Dabei wurden zunächst drei Soldaten verletzt. Nach dem Eintreffen zusätzlicher Truppen explodierte eine zweite Autobombe. Dabei wurden zwei Soldaten getötet und acht verletzt.
In der Provinz Anbar, in der auch die Rebellenhochburg Falluja liegt, wurde der stellvertretende Gouverneur Bassem Mohammed tot aufgefunden. Der stellvertretende Verwaltungschef der Provinz war am 8. September entführt worden.
Bei amerikanischen Angriffen auf Falluja kamen in der Nacht zum Sonntag vier Menschen ums Leben, sechs Bewohner wurden verletzt. Die Angriffe mit Artilleriegeschützen und aus der Luft richteten sich nach US-Angaben unter anderem gegen einen Kontrollpunkt von Aufständischen.
Keine Fortschritte gab es am Sonntag bei Gesprächen über ein Ende der Gewalt in Sadr City, einem schiitischen Stadtteil von Bagdad. Vertreter des Stadtrats boten schiitischen Honoratioren mehrere Millionen Dollar für Wiederaufbauprojekte an, wenn die Aufständischen im Gegenzug die Waffen niederlegen. Die Forderung nach einer Auflösung der Mahdi-Miliz sei inakzeptabel, sagte ein Vertreter des schiitischen Rebellenführers Moktada al-Sadr.
Neue Entführungen und Morddrohungen haben die Lage der ausländischen Geiseln im Irak dramatisch verschärft. Im Fall von zwei verschleppten Amerikanern und einem Briten läuft am Montag ein Ultimatum ab. Am Wochenende wurden insgesamt 14 weitere Ausländer überfallen und gekidnappt. Von zwei Reportern aus Frankreich und den beiden Italienerinnen fehlt seit Tagen jede Spur.
Die Entführer des Briten Kenneth Bigley sowie der Amerikaner Jack Hensley und Eugene Armstrong drohten am Samstag mit dem Tod ihrer Geiseln, falls nicht alle weiblichen Häftlinge in den Gefängnissen in Umm Kasr und Abu Ghraib binnen 48 Stunden freigelassen würden. Der arabische Fernsehsender Al Jazeera strahlte ein Video aus, in dem die Gefangenen mit verbundenen Augen vorgeführt wurden. Die drei an Bauprojekten beteiligten Männer waren am Donnerstag in ihrem Haus in Bagdad überfallen und verschleppt worden. Bei den Geiselnehmern soll es sich um die Terrorgruppe Al-Tawhid wa al-Jihad (Eingottglaube und Heiliger Krieg) um den jordanischen Extremisten Abu Musab al-Zarqawi handeln, die schon zahlreiche Geiseln genommen und zum Teil auch getötet hat.
Der irakische Außenminister Hoshyar Zebari lehnte es am Sonntag ab, die Forderung nach Freilassung der weiblichen Gefangenen zu erfüllen. Damit würde nur ein sehr schlechter Präzedenzfall geschaffen, sagte Zebari in London dem britischen Rundfunksender BBC.
In einem weiteren Video bei Al Jazeerawurden zehn Mitarbeiter einer amerikanisch-türkischen Firma gezeigt. Die bisher unbekannte Gruppe Salafisten-Brigaden von Abu Bakr al Siddik forderte den Rückzug des Unternehmens aus dem Irak innerhalb von drei Tagen. Anderenfalls würden die Geiseln getötet.
Am Sonntag wurde zudem die Entführung von drei Libanesen und einem irakischen Fahrer bekannt. Die Gruppe sei am Freitagabend auf der Fernstraße von Bagdad nach Falluja überfallen und verschleppt worden, teilte ein Sprecher des libanesischen Außenministeriums mit. Der libanesische Geschäftsträger im Irak wurde beauftragt, sich für die Freilassung der Männer einzusetzen. Im Sunnitengebiet nördlich von Bagdad wurden am Wochenende mehrere türkische LKW-Fahrer getötet oder entführt. Bei einem Angriff auf vier türkische Lastwagen nahe Balad seien am Sonntagmorgen alle vier Fahrzeuge zerstört und die Fahrer gestorben, sagte ein Polizeisprecher in Samarra. Drei weitere türkische LKW seien am Vorabend in der Stadt Dujail in einen Hinterhalt geraten. Dabei wurden nach Augenzeugenberichten ein Fahrer getötet und fünf weitere entführt.
Seit Beginn der amerikanischen Besetzung des Irak sind rund 120 Ausländer entführt und viele von ihnen getötet worden. Die Aufständischen wollen meist ausländische Regierungen und Firmen unter Druck setzen, das Land zu verlassen.