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Irak: Wieder schwerer Anschlag in Bagdad

Bei einem weiteren verheerenden Autobombenanschlag im Zentrum der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Montag mindestens zwölf Zivilisten ums Leben gekommen, darunter fünf Ausländer.

Die ausländischen Opfer seien Experten, die bei der Wiederherstellung der Stromversorgung mitgewirkt haben, sagte der Ministerpräsident der künftigen Übergangsregierung, Iyad Allawi. Nach Angaben des Londoner Außenministeriums sind unter den Toten zwei britische Staatsbürger. Nach Informationen des arabischen Nachrichtensenders „Al Jazeera“ starben bei dem Anschlag sieben Iraker. Über fünfzig Menschen wurden verletzt.

Der Sprengsatz detonierte zur Hauptverkehrszeit am Morgen in der Nähe des zentralen Tahrir-Platzes am Ostufer des Tigris. Nach Angaben von Augenzeugen fuhren drei Geländewagen, wie sie häufig von westlichen Bauunternehmen benutzt werden, zum Zeitpunkt der Explosion am Tatort vorbei. Alle drei Fahrzeuge wurden beschädigt, eines geriet in Brand. Ein zweistöckiges Haus wurde schwer beschädigt. Irakische Sicherheitsbeamte schossen in die Luft, um Bewohner zurückzudrängen, die auf die zerstörten Fahrzeuge mit Stöcken einschlugen. Wütende Iraker riefen „Nieder mit den USA!“ und zündeten eine amerikanische Flagge an. Eine Gruppe von etwa 20 jungen Männern tanzte um eine verbrannte Leiche.

Allawi verurteilte den Anschlag als feigen Akt. „Diese Menschen halfen dem Irak dabei, seine Kraftwerke wieder aufzubauen“, sagte er. Die neue Regierung werde mit Härte gegen alle vorgehen, „die Iraker, irakische Interessen oder die Freunde der Iraker angreifen“. Der Vizebürgermeister von Bagdad, Karim al Djaf, hatte zuvor gefordert, wegen der ausufernden Gewalt wieder für ein halbes Jahr die Todesstrafe einzuführen.

Die Miliz des radikalen Schiiten-Predigers Muktada al Sadr hat in der Pilgerstadt Najaf mehrere Polizisten freigelassen, die sie am vergangenen Freitag gefangen genommen hatte. Das bestätigte am Montag der Gouverneur von Najaf, Adnan al Hasnawi. Die Miliz „Mahdi-Armee“ hatte die Männer bei einem Angriff auf eine Polizeistation entführt. Zum Zeitpunkt des Angriffs befanden sich 60 Polizisten in dem Gebäude. Wie viele von ihnen entführt wurden, blieb unklar. Zehn Kilometer nördlich der Stadt Kerbala nahm die Polizei am Montag drei Iraker fest, die in ihrem Auto Sprengstoff und Panzerfäuste transportierten. Nach Polizeiangaben kam der Wagen aus Bagdad.

Der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon traf unterdessen zu einem Überraschungsbesuch in der südirakischen Hafenstadt Basra ein. Das berichtete der arabische Nachrichtensender Al Arabiya. Im Südirak sind rund 8800 britische Soldaten stationiert. Ingenieure der neuseeländischen Armee waren kurz zuvor in Basra unter Beschuss geraten. In der Region halten sich rund 80 neuseeländische Armee-Ingenieure auf, die unter britischem Kommando stehen.

Bei einem Anschlag südöstlich der Hauptstadt Bagdad wurden am Montag vier Menschen getötet. Nahe der Ortschaft Salman Pak fuhr nach Polizeiangaben ein grauer Opel zwischen einige Polizeifahrzeuge und explodierte. Vier weitere Personen erlitten Verletzungen.

Die US-Streitkräfte wollen auch nach der geplanten Machtübergabe am 30. Juni zwischen 4.000 und 5.000 Menschen gefangen halten. Oberstleutnant Barry Johnson erklärte, bis zu 1.400 Häftlinge würden entweder freigelassen oder den irakischen Behörden überstellt. Außerdem wollten die US-Truppen weiterhin das Gefängnis Abu Ghraib betreiben, das im Zentrum des Skandals um die Misshandlung irakischer Gefangener stand. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hatte am Sonntag erklärt, wenn mit der Machtübergabe die Besatzung ende, müssten alle irakischen Kriegsgefangenen und inhaftierten Zivilisten freigelassen werden. Die Übergangsregierung will nach Angaben ihres Außenministers Hoshyar Zebari die 57 Mitgliedsländer zählende Islamische Konferenz-Organisation (OIC) um Unterstützung bitten. Der Irak brauche Hilfe, unterstrich Zebari am Montag in Istanbul.

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