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Irak: Videobotschaft der entführten Italienerin

"Niemand sollte in den Irak reisen, nicht einmal die Journalisten, niemand", bittet die Journalistin Giuliana Sgrena (56) in einer Videobotschaft. Italien will seine Truppen aber nicht abziehen.

Die Journalistin Giuliana Sgrena, Reporterin der prokommunistischen Tageszeitung „Il Manifesto“ bat die Italiener um Hilfe. „Das ganze italienische Volk muss mir helfen. Die Iraker wollen keine Besatzung, sie wollen keine Truppen und keine Ausländer. Niemand sollte in den Irak reisen, nicht einmal die Journalisten, niemand“, sagte die 56 Jahre alte Reporterin, die am 4. Februar in Bagdad entführt worden war. Die Reporterin sprach flehend und mit gefalteten Händen.

Das Video, das der Redaktion der Nachrichtenagentur Associated Press in Bagdad übergeben worden war, löste Bestürzung aber auch Hoffnung in Italien aus. „Giuliana ist sehr mitgenommen, aber wenigstens wissen wir, dass sie noch am Leben ist“, so Pier Scolari, Lebensgefährte der Journalistin.

Der Vater der Reporterin hatte am Dienstag um Nachrichten von seiner Tochter geben. „Wir sind besorgt. Zwölf Tage sind seit der Entführung vergangen und wir wissen nicht, ob Giuliana noch am Leben ist. Wir wussten, dass es sich um eine langwierige Geiselnahme handeln würde. Doch wir haben kein einziges Lebenssignal erhalten und machen uns von Tag zu Tag immer größere Sorgen“, sagte Franco Sgrena.

Die Tageszeitung „Il Manifesto“, für die Sgrena in den Irak gereist war, plant am kommenden Samstag in Rom eine Demonstration für die Freilassung der Journalistin. Der Demonstration wollen sich Anhänger humanitärer Organisationen, religiöse Gruppen und Frauenverbände anschließen. Spruchbänder mit dem Slogan „Befreit Giuliana“ werden von Freunden und Kollegen der Reporterin getragen.

Italienische Truppen bleiben dennoch
Die Regierung in Rom hat eine Änderung ihrer Mission im Krisenland ausgeschlossen. Der italienische Außenminister Gianfranco Fini betonte, dass sich trotz Sgrenas Appell nichts an der Irak-Strategie der Regierung Berlusconi ändern wird. Die Regierung werde sich jedoch mit allen Mitteln für die Freilassung der Reporterin einsetzen.

„Es freut uns, dass Sgrena am Leben ist, trotzdem bleibt die Sorge um die künftige Entwicklung dieses Geiseldramas groß. Die Regierung wird sich weiterhin für die Freilassung der Gefangenen einsetzen, ohne jedoch ihre politische und diplomatische Strategie zu ändern“, betonte Fini.

Oppositionschef Romano Prodi forderte die Regierung Berlusconi zu einem verstärkten Einsatz zur Freilassung der Reporterin auf, die auch als Islam-Expertin und Schriftstellerin Ansehen erlangt hat.

Der Appell Sgrenas ist ein neuer Schock für Italien, sechs Monate nach dem Mord am Journalisten Enzo Baldoni im Irak. Seit Jänner sind dort auch die französische Journalistin Florence Aubenas („Liberation“) und ihr irakischer Mitarbeiter verschollen. Am Samstag ist in Rom eine Großkundgebung geplant, mit der Parteien, humanitäre Organisationen und Frauenverbände für die Freilassung der beiden entführten Journalistinnen plädieren wollen.

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