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Irak: US-Panzer 20m vor Imam-Ali-Moschee

Der Belagerungsring der US-Armee und der irakischen Sicherheitskräfte rund um die von Milizionären des radikalen Schiitenpredigers Moktada al Sadr besetzte Imam-Ali-Moschee in Najaf wird immer enger.

US-Scharfschützen nahmen am Mittwoch die Eingänge des schiitischen Heiligtums unter Beschuss. An der Westseite rückten US-Panzer bis auf 20 Meter an die Mauer der Moschee heran. Unterdessen schaltete sich auch der einflussreiche schiitische Geistliche Ayatollah Ali al Sistani in den Konflikt ein und rief alle Iraker zu einem Marsch nach Najaf auf, um „die brennende Stadt“ zu retten.

Ein Anhänger Al Sistanis in Kerbala sagte, es stünden bereits Dutzende von Bussen bereit, um Freiwillige in die Pilgerstadt zu bringen. Al Sadr, ein politischer Rivale des gemäßigten Al Sistani, rief ebenfalls zu einem Marsch auf Najaf auf, um die Belagerung zu durchbrechen. Diese Aktion sei bereits vor dem Aufruf Al Sistanis geplant gewesen, sagte dessen Sprecher. Al Sistani kehrte am Mittwoch aus London zurück, wo er sich nach einer Herzoperation erholt hatte, und traf zunächst in Basra im Süden des Landes ein. Von dort wollte er sich laut seinem Sprecher am Donnerstag auf den Weg nach Najaf machen. Alle Gläubigen seien aufgerufen, ihn auf dieser Reise zu begleiten.

In der Nacht hatten US-Kampfflugzeuge die Stadt beschossen. Die angedrohte Offensive zur Zerschlagung von Al Sadrs Miliz blieb aber zunächst noch aus. Die Armee versuche erst, die Kämpfer Al Sadrs vor dem Angriff an einem Ort zu isolieren, sagte ein Offizier der US-Armee. Neben den 2.000 US-Soldaten sind seit Dienstag auch 500 irakische Soldaten in der Kampfzone in Stellung gegangen. „Wir hoffen, dass sie die ersten sind, die ihren Fuß ins Innere (der Moschee) setzen“, sagte der US-Offizier Michael Throckmortan.

Der Vormarsch amerikanischer und irakischer Soldaten in der Pilgerstadt zeigt unterdessen offenbar Wirkung. Augenzeugen berichteten, mehrere hundert Aufständische hätten in den vergangenen Tagen Najaf verlassen. Während Al Sadrs Mehdi-Miliz noch in der vergangenen Woche in der gesamten Altstadt patrouillierte, zog sie sich nun weitgehend auf die Imam-Ali-Moschee zurück, wie US-Soldaten berichteten.

Laut Augenzeugenberichten flog die US-Luftwaffe Mittwoch früh heftige Bombenangriffe auf die sunnitische Stadt Falluja. Kampfflugzeuge nahmen Ziele in einem östlichen Bezirk unter Beschuss. Nach Angaben von Ärzten wurden bei einem Luftangriff vier Zivilisten getötet und weitere sieben Personen verletzt. Aufständische sollen von zahlreichen Orten in der Stadt mit Luftabwehrraketen in Richtung der herannahenden Flugzeuge geschossen haben.

In der schiitischen Stadt Amara im Südirak kamen bei Gefechten binnen 24 Stunden mindestens zwölf Menschen ums Leben, wie das Gesundheitsministerium Mittwoch früh mitteilte. 50 Menschen seien verletzt worden. In Amara war es in der Vergangenheit wiederholt zu Zusammenstößen zwischen Al Sadr-Anhängern und britischen Soldaten gekommen, die dort stationiert sind.

Der italienische Außenminister Franco Frattini schloss in einem Interview mit der Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“ (Mittwochausgabe) aus, dass sich die Regierung in Rom einem Ultimatum der Entführer des im Irak verschleppten Journalisten Enzo Baldoni beugen werde. Irakische Aufständische hatten am Dienstag in einem Video, das dem arabischen TV-Sender Al Jazeera übermittelt worden war, mit der Ermordung Baldonis gedroht, sollte Rom nicht binnen 48 Stunden seine Truppen aus dem Irak abziehen.

Islamische Extremisten mit mutmaßlichen Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida haben mit Angriffen und Anschlägen auf südkoreanische Soldaten und Zivilisten im Irak gedroht. Die Gruppe Ashap Rajat Sud (Schwarze Banner), eine Splittergruppe der extremistischen Gruppierung Ansar al Sunna, habe ein entsprechendes Video an die südkoreanische Rundfunkanstalt KBR gesandt, teilten KBR und südkoreanische Regierungsvertreter am Mittwoch mit.

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