AA

Irak: "Sicherheitslage ein Albtraum"

Als "titanisches Ringen" bei einer Sicherheitslage, die ein "Albtraum" sei, hat der US-amerikanische Professor für Internationale Studien, Fouad Ajami, die derzeitige Situation im Irak beschrieben.

Der Nahostexperte der Johns Hopkins Universität (Baltimore), der am Montag Journalisten in Wien von New York aus per Video-Konferenzschaltung Rede und Antwort stand, würdigte gleichzeitig die Fortschritte beim Aufbau einer Zivilgesellschaft und beim Wiederaufbau der Infrastruktur im Irak sowie den amerikanischen Beitrag dazu.

Während das „Morden und Zerstören“ der Aufständischen im Irak eine „simple Agenda“ sei, stünden die konstruktiven Kräfte der weitaus schwierigeren Aufgabe gegenüber. „Man kann die Situation mit einem Flugzeug vergleichen, das repariert werden muss, während es fliegt“, sagte Ajami, der den Irak vier Mal seit der Invasion unter US-amerikanischer Führung 2003 besucht hat, zuletzt heuer Ende April.

Von Seiten der Vereinigten Staaten habe es im Irak „viele Fehleinschätzungen gegeben“, erklärte der Nahostexperte weiter. Man habe aber „bei der Arbeit gelernt“. Das Dilemma der „Pax Americana“ sei es, dass es in den USA keine politische und militärische Klasse gebe, die mit „weit entfernten Außenposten“ Erfahrung habe. Beim US-Verbündeten Großbritannien sei dies auf Grund der Geschichte des Empire anders; zudem hätten es die britischen Truppen im Irak leichter, da sie in der friedlicheren Region im Süden stationiert seien – im Gegensatz zur Hauptstadt Bagdad, dem so genannten sunnitischen Dreieck und den Kurden-Gebieten, die den US-Armee zugeordnet sind.

Auf die Frage, ob die Invasion „für die USA gut“ gewesen sei, höre er im Irak oft „Ich bin nicht sicher“, so Ajami. Auf die Frage, ob die Invasion „für den Irak gut“ gewesen sei, höre er dagegen eine eindeutig zustimmende Antwort. Ölinteressen und die Auswirkungen der Anschläge vom 11. September 2001 nannte der Experte als zwei Gründe für den Militäreinsatz vor zwei Jahren: „Wir mussten in die Arabische Welt eindringen, um den Terroristen eine Antwort zu geben, denn die Todespiloten waren Araber.“ Ägypten oder Saudiarabien seien im Gegensatz zum irakischen Regime Saddam Husseins als Verbündete Washingtons dabei als Ziele nicht in Frage gekommen.

Die „Rationalität des Irak-Krieges“ habe sich mit der Zeit von Massenvernichtungswaffen auf den Aufbau einer pluralistischen Gesellschaft verlagert. „Die Massenvernichtungswaffen sind nicht aufgetaucht, aber kein einziger Nachrichtendienst bezweifelte damals, dass das (Saddam-)Regime keine hatte“, führte Ajami weiter aus.

Saudiarabien und Ägypten, wo demokratische Mitbestimmung eingefordert werde, bezeichnete der Wissenschaftler als „problematische Verbündete“ der USA. In beiden Staaten gebe es pro-amerikanische Regime, aber anti-amerikanische Bevölkerungen. Ajami warnte in diesem Zusammenhang davor, den Irak hinsichtlich einer Verbreitung der Demokratie im arabischen Raum als Modell aufzufassen. Die politischen Kräfte in den Staaten der Region müssten ihre eigenen Schlüsse aus den Entwicklungen im Irak ziehen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Irak: "Sicherheitslage ein Albtraum"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen