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Irak: Schwere Kämpfe in Najaf und Bagdad

Die Kämpfer des schiitischen Predigers Moktada al Sadr haben sich am Freitag in Najaf den zweiten Tag in Folge heftige Gefechte mit US-Truppen und irakischen Soldaten geliefert.

Auf ein ein Waffenstillstandsangebot reagierten die USA zunächst nicht. Auch aus Bagdad sowie aus der Stadt Samarra nördlich der Hauptstadt wurden wieder Kämpfe gemeldet.

In Bagdad griffen Anhänger Sadrs am Donnerstagabend mehrfach amerikanische Soldaten mit Granaten und Schusswaffen an, wie die US-Streitkräfte am Freitag mitteilten. Dabei seien 15 US-Soldaten verletzt worden. Das irakische Gesundheitsministerium erklärte, bei Kämpfen im Stadtteil Sadr City seien am Donnerstag und in der Nacht zu Freitag 19 Menschen getötet und 111 verletzt worden.

US-Kampfhubschrauber beschossen in Najaf einen Friedhof mit Raketen, auf dem sich Anhänger Al Sadrs verschanzt hatten. Von dem umkämpften Friedhof, der in der Nähe des heiligen Schreins des Imams Ali liegt, stieg Rauch auf. Parallel zu den Hubschrauber-Angriffen rückten US-Bodentruppen und irakische Polizisten auf das Gelände vor. Ein Sprecher Al Sadrs, Ahmed al Shaibani, berichtete von heftigen Gefechten. „Die Umgebung des Schreins wird einem Krieg unterzogen. Najaf droht die vollständige Zerstörung“, sagte er.

Der radikale Schiitenprediger Sadr erklärte die USA am Freitag zu seinem „Feind“. „Der irakische Präsident sagt, ’Amerika ist unser Freund’, aber ich sage ’Amerika ist unser Feind’“, hieß es in einer Botschaft, die ein Helfer des Schiitenführers in der zentralirakischen Stadt Kufa bei Najaf verlas.

Sadr-Sprecher Al Shaibani hatte am Donnerstagabend nach Gefechten in Najaf und anderen irakischen Orten angekündigt, dass der vor mehr als zwei Monaten ausgehandelte Waffenstillstand mit den US-Truppen um Mitternacht wieder hergestellt werden solle. Wenn die US-Truppen dem jedoch nicht zustimmen sollten, würden die Kämpfe fortgesetzt. Eine Stellungnahme der US-Streitkräfte war am Freitag zunächst nicht erhältlich. Die Kämpfe am Donnerstag in Najaf waren die heftigsten seit langem.

Der irakische Innenminister Falah al Nakib beschuldigte am Donnerstag die Sadr-Milizen, mit Angriffen auf Polizeiwachen die neueste Welle der Gewalt ausgelöst zu haben. Ein Sprecher der Sadr-Bewegung in Bagdad bestritt dies. „Wir betonen unsere Bereitschaft, diese Angelegenheit auf dem Verhandlungsweg zu lösen“, erklärte Mahmud el Sudani am Freitag gegenüber El Jazeera. Es sei auch „natürlich“, dass Ereignisse im heiligen Najaf Auswirkungen auf andere Schiiten-Gebiete haben, fügte er hinzu.

Die Extremistengruppe Tawhid und Dschihad zwang unterdessen einen irakischen Gouverneur durch die Geiselnahme seiner drei Söhne zum Rücktritt. Die Demission des Gouverneurs der Provinz Anbar, Abdul Karim Al Rawi, erfolgte in einer Videobotschaft, die am Freitag vom Fernsehsender Al Jazeera ausgestrahlt wurde. Al Rawi verlas seine Erklärung auf den Knien, hinter ihm hing das schwarze Banner der Gruppe Tawhid und Dschihad, die von dem Jordanier Abu Mussab al Zarkawi geleitet wird.

„Ich bereue vor Gott und vor euch allen meine Taten (…) die ich zusammen mit den Ungläubigen, den Amerikanern, verübt habe. Ich erkläre meinen sofortigen Rücktritt,“ sagte der Politiker. Das Video zeigte außerdem Al Rawi, wie er seine weinenden Söhne umarmt, die Kinder seien frei, hieß es in der Videobotschaft.

Im Irak sind vier libanesische Lastwagenfahrer mitsamt ihren Fahrzeugen verschwunden. Die Männer seien auf der Strecke zwischen Bagdad und der westlich gelegenen Stadt Ramadi unterwegs gewesen, als sich ihre Spur verloren habe, teilte ein Mitarbeiter der libanesischen Sicherheitsdienste am Freitag in Beirut mit. Das libanesische Außenministerium habe bereits Kontakt mit irakischen Stellen aufgenommen. Im Irak sind bereits mehrfach Lastwagenfahrer und Geschäftsleute von Aufständischen entführt worden, unter ihnen auch Libanesen.

Im südirakischen Nassiriya griffen bewaffnete Sadr-Anhänger Stellungen der italienischen Truppen und öffentliche Gebäude an. Bei den Gefechten kamen am Donnerstag und Freitag sieben Iraker ums Leben, 13 wurden verletzt, berichtete der arabische Nachrichtensender El Jazeera. In der südirakischen Metropole Basra töteten britische Soldaten am Donnerstag zwei Angreifer, als sie von Sadr-Milizionären beschossen wurden, sagte eine Sprecherin des britischen Militärs.

In Samarra wurde am Freitag ein Konvoi aus zehn Geländewagen der US-Armee angegriffen. Kampfhubschrauber schossen mit Raketen auf die Stellungen der Angreifer. Mindestens zwei Menschen wurden nach Krankenhausangaben getötet.

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