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Irak: Schiiten gegen Nationalkonferenz

Die Anhänger des radikalen Predigers Muktada al Sadr haben die schiitischen Parteien aufgefordert, die irakische Nationalkonferenz zu verlassen, die sich am Sonntag nach mehrwöchiger Verzögerung konstituiert hat.

Die Dawa-Partei von Vizepräsident Ibrahim al Jaafari und der pro-iranische „Oberste Rat der Islamischen Revolution“ (SCIRI) sollten ihre Mitarbeit in dem Gremium unverzüglich einstellen, erklärte der Sadr-Gefolgsmann Scheich Ahmed al Shaibani am Montag in Najaf. Die Nationalkonferenz hat unterdessen beschlossen , eine Delegation zu Muktada al Sadr und seiner in der Pilgerstadt Najaf verschanzten Miliz „Mahdi-Armee“ zu entsenden.

Ziel der Mission ist es laut dem Beschluss, die Anhänger Sadrs zur Räumung der Imam-Ali-Moschee zu bewegen. Die Nationalkonferenz wollte ihm freies Geleit garantieren. Er dürfe in Najaf bleiben, aber nicht in der Grabmoschee des Schwiegersohnes des Propheten. Gleichzeitig soll er dazu überredet werden, seine Miliz in eine politische Partei umzuwandeln. Hussein al Sadr, ein Verwandter Muktadas, sagte im Hinblick auf die Situation in Najaf: „Wir fordern Muktada al Sadr auf, sich aus dem heiligen Schrein zurückzuziehen, weil dieser nicht Eigentum einer Einzelperson ist. Er gehört allen.“

Einzige Aufgabe der aus rund 1.300 Persönlichkeiten (von denen knapp 1.000 anwesend sind) bestehenden Nationalkonferenz ist die Wahl eines Nationalrates ohne legislative Kompetenzen. Des geplante Übergangsgremium kann aber Gesetzesverordnungen der Übergangsregierung mit Zweidrittelmehrheit außer Kraft setzen. Die Nationalkonferenz war ursprünglich für Juli angesetzt gewesen. Eine Reihe von Organisationen wie die Bewegung von Muktada al Sadr wurden zur Teilnahme eingeladen, nahmen aber die Einladung nicht an.

Ein Sprecher des radikalen Predigers begrüßte am Montag in Najaf den neuen Vermittlungsvorschlag seitens der Nationalkonferenz. Unterdessen warfen US-Hubschrauber über Najaf Flugblätter ab, auf denen die Anhänger Sadrs zum Verlassen der Stadt aufgefordert wurden. Augenzeugen berichteten, dass das US-Militär zugleich die Stadt stärker abgeriegelt habe und weitere Soldaten als Verstärkung nach Najaf entsandt worden seien.

Bei neuen Kämpfen in Najaf sind zwei US-Soldaten getötet worden. Ihre Einheit sei am Sonntagabend von Sadrs „Mahdi-Armee“ angegriffen worden, teilte eine Militärsprecherin am Montag in Bagdad mit. Am Wochenende waren Friedensverhandlungen zwischen der Miliz und der irakischen Regierung gescheitert. Daraufhin kam es zu neuen Gefechten im Bereich des Friedhofs von Najaf, der die Imam-Ali-Moschee umgibt. Auch in anderen Teilen des Landes war es am Wochenende zu Anschlägen und Gefechten gekommen, die Dutzende Menschen das Leben kosteten.

Bei der Explosion einer Bombe am Straßenrand sind in Bakuba nordöstlich von Bagdad drei irakische Nationalgardisten getötet worden. Der Anschlag ereignete sich in einem Industriegebiet, wie ein Überlebender in dem attackierten Fahrzeug am Montag mitteilte. Ebenfalls in Bakuba wurde ein Wohnhaus mit Mörsergranaten angegriffen. Dabei wurden nach Klinikangaben zwei Zivilpersonen getötet und vier weitere verletzt. Der Beschuss des Hauses erfolgte offenbar während neuer Zusammenstöße zwischen US-Soldaten und irakischen Sicherheitskräften einerseits und Aufständischen andererseits.

Ein ausländischer Journalist ist laut einem Bericht des arabischen TV-Nachrichtensenders Al Jazeera vom Montag in der südirakischen Stadt Nassiriyah entführt worden. Der Entführte sei auf archäologische Berichte spezialisiert. Er sei amerikanisch-französischer Doppelbürger. Nach Angaben der irakischen Behörden werden der 33-jährige Micah Garen und sein irakischer Dolmetscher vermisst. Garens Vater in New Haven im US-Staat Connecticut sagte, sein Sohn arbeite seit zwei Monaten als freier Journalist im Irak. Er habe seit einigen Tagen nichts von ihm gehört.

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