Dem am Sonntag veröffentlichten Wahlergebnis zufolge entfielen auf die Vereinigte Irakische Allianz 48 Prozent Stimmen. Die Beteiligung lag insgesamt bei 59 Prozent. Die Gewalt im Irak konnte die Wahl aber nicht beenden. Bei einem Autobombenanschlag südlich von Bagdad, heftigen Gefechten zwischen Aufständischen und US-Soldaten in Mossul und weiteren Gewaltakten kamen am Wochenende mehr als 40 Menschen ums Leben.
Die Schiiten werden den Ergebnissen zufolge zwar auf Bündnispartner im neuen Parlament angewiesen sein, nach Jahrzehnten der Unterdrückung wird die Bevölkerungsmehrheit nun aber erstmals politisch das Sagen haben. Auf den zweiten Platz kam die Liste der Kurden mit 2,175 Millionen Stimmen oder rund 27 Prozent; die beiden großen Kurden-Parteien PUK und KDP waren in einem Bündnis angetreten. Den dritten Platz belegte die Liste des von den USA unterstützten amtierenden Übergangs-Premiers Iyad Allawi mit 1,168 Millionen Stimmen (13,8) Prozent.
Die Einbindung der Sunniten in den politischen Prozess dürfte sich hingegen schwierig gestalten. Sie waren am 30. Jänner weitgehend den Boykottaufrufen gefolgt. In der Provinz Anbar, einer der Hochburgen des Widerstands, lag die Wahlbeteiligung bei nur zwei Prozent. Nur 17.893 Stimmen wurden dort abgegeben. In der Provinz Niniveh, zu der auch die drittgrößte Stadt Mossul gehört, waren es 17 Prozent. Landesweit kam die Liste von Präsident Ghazi al Yawar, eines Sunniten, auf 150.000 Stimmen, das sind zwei Prozent. Der sunnitische Politiker Adnan Pachachi erhielt nur 12.000 Stimmen – 0,1 Prozent.
Insgesamt hatten bei den Wahlen am 30. Jänner laut Kommission rund 8,45 Millionen Iraker ihre Stimme abgegeben. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 59 Prozent. Offiziell wird das Wahlergebnis, wenn die dreitägige Beschwerdefrist abgelaufen ist.
Die Gewalttaten und Kämpfe im Irak hielten das ganze Wochenende über an. Allein bei einem Autobombenanschlag in Mussajib, 55 Kilometer südlich der Hauptstadt, wurden am Samstag 17 Menschen getötet und 21 verletzt. Eine weitere Autobombe explodierte an einer Kreuzung im Bagdader Stadtteil Baladijat. In einem schiitischen Stadtteil von Bagdad wurden am Sonntag ein General und zwei seiner Begleiter bei einem Anschlag getötet. Sie wurden in ihrem Fahrzeug erschossen. Zu dem Angriff bekannten sich die Al-Kaida-Kämpfer im Irak.
Im Norden des Landes wurden auch am Sonntag weiter heftige Gefechte nahe von Mossul gemeldet. Dabei wurden am Samstag mindestens neun Aufständische und zwei Zivilisten getötet. Zuvor waren im Raum Mossul sechs irakische Nationalgardisten und sechs Kurden tot aufgefunden worden. Am Sonntag wurde wieder ein US-Konvoi angegriffen. Im Südirak wurde in Basra ein Ex-Funktionär der Baath-Partei erschossen. Taha al Amiri war unter Saddam Hussein ein hoher Richter. Hinter Morden dieser Art werden Racheakte radikaler Schiiten vermutet.
Drei Monate nach der Einnahme der ehemaligen Widerstandshochburg Falluja durch US-Soldaten gingen dort erstmals wieder irakische Polizisten auf Streife. In Falluja leben nach US-Angaben nur noch rund 25.000 Menschen. Die meisten der ursprünglich 250.000 Einwohner waren während der wochenlangen Kämpfe zwischen US-Truppen und Rebellen aus der Stadt geflohen.
Sitzverteilung
Obwohl sich mehr als hundert Parteien und Listen an der Parlamentswahl im Irak beteiligt haben, sind die Mehrheitsverhältnisse in der künftigen Bagdader Nationalversammlung überraschend eindeutig. Gewinnerin ist das von Großayatollah Ali al-Sistani ins Leben gerufene Schiiten-Bündnis Vereinigte Irakische Allianz mit 132 Sitzen. AFP gibt im Folgenden einen Überblick über die Sitzverteilung im neuen Parlament, das 275 Abgeordnete hat. ß
Vier weitere Parteien errangen jeweils einen Sitz. 16 weitere Sitze werden noch proportional verteilt. Die sunnitischen Gruppen boykottierten großteils den Urnengang.