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Irak: Saddam im Gefängnis geschlagen?

Nach seinem Wutausbruch vor zwei Wochen hat der irakische Ex-Präsident Saddam Hussein vor Gericht erneut für Aufruhr gesorgt. Bei der Fortsetzung seines Prozesses erklärte er, er sei im Gefängnis geprügelt worden.

Er habe Schläge am ganzen Körper erlitten, die Male seien noch zu sehen, beklagte sich der gestürzte Machthaber. Zuvor hatte er das Verfahren betont gelassen verfolgt, nachdem er am 6. Dezember aufgebracht jede weitere Teilnahme abgelehnt hatte.

Von wem er angeblich geschlagen wurde, sagte Saddam Hussein nicht. Die Staatsanwaltschaft erklärte, wenn der Ex-Präsident von den US-geführten Koalitionstruppen misshandelt werden sollte, werde er in die Obhut irakischer Soldaten überstellt.

Zuvor hatte Saddam Hussein bereits die Aussage des ersten Zeugen unterbrochen, um den Richter um eine Pause zum Beten zu bitten. Obwohl der Zeuge sich einverstanden erklärte, lehnte das Gericht den Antrag ab. Saddam Hussein lehnte sich daraufhin in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen, so, als bete er still für sich. Zuvor hatte er die Zeugenaussage äußerlich ruhig verfolgt und sich Notizen gemacht.

Der Ex-Präsident protestierte außerdem lautstark, als der Zeuge, der das Massaker an 140 Schiiten in seinem Heimatort Dujail schilderte, ihn als „Saddam“ bezeichnete. „Saddam wer?“, fragte Saddam Hussein laut. Der Zeuge erklärte daraufhin: „Ich meine den früheren irakischen Präsidenten.“ Unterbrochen wurde die Aussage außerdem von Saddam Husseins Halbbruder Barzan Ibrahim, der den Zeugen beschimpfte.

Saddam Husseins Gefolgsleute hätten sieben seiner Brüder erschossen, die Leichen seien bisher nicht gefunden worden, berichtete Ali Hassan Mohammed al-Haidari. Mit mehreren Familienmitgliedern sei er in Bagdad 70 Tage lang inhaftiert gewesen. Die Gefangenen, darunter Kinder und Greise, seien gefoltert worden. Das Gericht wollte am Mittwoch noch vier weitere Zeugen hören, die aus Sicherheitsgründen hinter einem Vorhang aussagen sollten.

Prozess vertagt

Der Prozess gegen den ehemaligen irakischen Staatschef Saddam Hussein ist vertagt worden. Die nächsten Anhörungen seien für Donnerstag geplant, teilte das Sondertribunal am Mittwochabend in Bagdad mit.

Zuvor hatten drei Zeugen gegen den ehemaligen Machthaber und seine sieben Mitangeklagten ausgesagt. Sie berichteten detailliert über Repressalien in Folge eines Attentatsversuchs auf Saddam Hussein 1982 in dem schiitischen Dorf Dujail. Sie sagten aus, mit Elektroschocks gefoltert worden zu sein. Zwei der Zeugen blieben während ihrer Aussage anonym.

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