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Irak: Saddam-Akten verbrannt

Bei den Bränden in der irakischen Nationalbank sind offenbar nicht hunderte seltene Bücher und Manuskripte verbrannt, sondern geheime Akten aus der Herrschaft Saddam Husseins.

Amerikanische Ermittler haben erklärt, dass das Feuer wahrscheinlich gelegt wurde, um die Dokumente zu vernichten. Einzelheiten über den Inhalt der Papiere wurden nicht bekannt.

„Die Bibliothekare haben uns nur gesagt, dass die Dokumente Ende der 80er Jahre in die Bibliothek gebracht wurden“, sagte die Wissenschaftlerin Mary-Jane Deeb, die mit ihrem Team in Bagdad die Bestände der Nationalbibliothek prüfte. „Für die Dokumente verantwortlich waren fast 90 Personen, die keine Bibliothekare waren.“ Es sei bekannt, dass die Aufzeichnungen im Jahr 1977 begannen.

Deeb erklärte, die Dokumente seien mit Hilfe von Phosphor angezündet worden, einem wirksamen Brandbeschleuniger, den kaum ein Plünderer verwenden würde. „Wir standen bis zu den Knien in Asche.“ Archivmaterialien aus früheren Zeiten in einem nahe gelegenen Raum seien hingegen unbeschädigt geblieben. Vollständig zerstört wurden allerdings die Vorderseite des Bibliotheksgebäudes, die Wände, Decken und die Treppenaufgänge. Einige Bücher lagen verstreut herum, möglicherweise um den Eindruck von Plünderungen ähnlich wie im Nationalmuseum zu erwecken.

„Die Sammlung insgesamt wurde von den Bränden nicht beschädigt, weil sie getrennt von den Archivmaterialien aufbewahrt wurde“, erklärte Deeb in ihrem Bericht an die Bibliothek des US-Kongresses und das Außenministerium. Von den etwa eine Million Stücken in der Nationalbibliothek hatten zwei muslimische Geistliche etwa 200.000 aus Sicherheitsgründen zeitweise in ihren Moscheen untergebracht. Sie hatten nach dem ersten Brand am 10. April 2003 beschlossen zu handeln, kurz bevor ein weiteres Feuer vier Tage später wütete. Die Geistlichen haben das Material inzwischen zurückgebracht.

Zwei Monate vor den Bränden wurde rund 40.000 seltene Bücher und Dokumente in das Gebäude des Tourismusrates gebracht. Dort wurden sie später in überschwemmten Räumen gefunden, nachdem es offenbar Probleme mit den Wasserrohren gegeben hatte. Deeb erklärte, die Bücher seien durch Schimmel beschädigt worden, etwa 20 Prozent seien ruiniert. In ihrem Bericht hieß es, das Gebäude der Nationalbibliothek sei für diesen Zweck nicht mehr angemessen. Die US-Besatzungsbehörde habe daher einen ehemaligen Offiziersclub als neuen Standort für die Sammlung ausgewählt. In der vergangenen Woche erklärte jedoch das irakische Justizministerium, es wolle in das alte Gebäude einziehen.

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