Der Mann sprengte sich vor oder in einem Rekrutierungszentrum der Polizei in die Luft, wie die US-Streitkräfte mitteilten. Der Fernsehsender Al Arabiya berichtete unter Berufung auf Sanitäter, 60 Iraker seien ums Leben gekommen und 150 weitere verletzt worden. Damit wäre es der blutigste Anschlag im Irak seit mehr als zwei Monaten.
Das irakische Fernsehen unterbrach nach dem Anschlag seine Übertragung einer Parlamentssitzung in Bagdad und schaltete live zum Tatort in Arbil. Blutlachen waren auf dem Bürgersteig zu sehen, in den Straßen herrschte Chaos, Rettungswagen rasten durch die Stadt. Gouverneur Nawsad Hadi verkündete ein unnachgiebiges Vorgehen gegen die Gewalttäter: Wir werden die Terroristen bekämpfen, bis wir sie vernichtet haben. Sie werden uns keine Angst einjagen.
Arbil liegt rund 350 Kilometer nördlich von Bagdad in überwiegend von Kurden bewohntem Gebiet. Zahlreiche Autos vor dem Rekrutierungszentrum gingen in Flammen auf, mehrere angrenzende Gebäude wurden stark beschädigt. Dutzende Rettungswagen brachten die Verletzten in Krankenhäuser. Der Attentäter zündete den Sprengstoff, als sich zahlreiche Zivilpersonen um eine Anstellung bei der Polizei bewarben.
Mit dem Anschlag machten die Aufständischen deutlich, dass sie die neue Regierung unter Führung des schiitischen Ministerpräsidenten Ibrahim Al Jaafari nicht akzeptieren und ihren Kampf fortsetzen. Mit den Opfern vom Mittwoch stieg die Zahl der Toten allein in dieser Woche auf fast 160. Der letzte Anschlag, bei dem mehr Menschen starben, wurde am 28. Februar verübt. Damals sprengte sich ein Selbstmordattentäter vor einem Rekrutierungszentrum in Hilla in die Luft und riss 110 Menschen mit in den Tod.
Unterdessen teilte die Regierung in Bagdad mit, ein Neffe Saddam Husseins sei Anfang Mai nördlich von Tikrit festgenommen worden. Ayman Sabawi habe wie seine Brüder eine besonders aktive Rolle bei der Unterstützung des Terrorismus gespielt. Er habe Geld, Waffen und Sprengstoff für Anschläge besorgt. Im April hatte die Regierung die Festnahme von Sabawis Bruder Ibrahim bekannt gegeben. Die Brüder hätten eine aktive Rolle in der Unterstützung und Finanzierung des Terrorismus gespielt und terroristische Gruppen mit Waffen und Sprengstoff ausgestattet, erklärte die irakische Regierung.
Die australische Regierung und die Angehörigen einer australischen Geisel appellierten am Mittwoch an die Kidnapper, den 63-Jährigen aus gesundheitlichen Gründen freizulassen. Außenminister Alexander Downer sagte, er habe im arabischen Fernsehsender Al Jazeera darauf hingewiesen, dass Douglas Wood schwer herzkrank sei und ein Augenleiden habe. Auch die zwei Brüder der Geisel wandten sich in dem Sender an die Kidnapper. Von der Geiselnahme werde sich die australische Regierung nicht beeinflussen lassen, sagte sie.
In Bagdad wurden am Mittwoch zwei US-Soldaten bei der Detonation von am Straßenrand versteckten Bomben getötet. Die Sprengsätze explodierten, als Militärkonvois passierten, wie die Streitkräfte mitteilten. Nach einer Zählung der Nachrichtenagentur AP sind damit seit Beginn des Krieges im März 2003 mindestens 1.585 US-Soldaten im Irak ums Leben gekommen.