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Irak: Rekord bei Anschlägen

Die Zahl der Sprengstoffattacken auf die US-Truppen hat einen Monat nach dem Tod des Anführers der Al-Kaida-Terroristen im Irak, Abu Musab al-Zarqawi, einen Rekordstand erreicht.

Am Donnerstag starben mehr als 30 Iraker bei Anschlägen und Gefechten, darunter zahlreiche Zivilisten.

Die „New York Times“ berichtete am Donnerstag unter Berufung auf die US-Armee, im Juli seien im Irak mehr als 1600 entlang der Straßen versteckte Bomben explodiert. Knapp 1000 weitere Sprengsätze konnten noch rechtzeitig entschärft werden. Im Jänner seien es noch insgesamt 1500 Bomben gewesen.

Die Aufständischen erhielten zudem immer mehr Unterstützung aus der Bevölkerung, sagte ein US-Militär der Zeitung. Wohl auch vor diesem Hintergrund kündigte die US-Armee nun an, mit Fußpatrouillen und mehr persönlichem Kontakt stärker um das Vertrauen der irakischen Bevölkerung zu werben. In einigen Vierteln Bagdads, wo die US-Soldaten bisher hauptsächlich in Panzerwägen zu sehen waren, sind sie nun zu Fuß unterwegs.

Trotz der gestiegenen Zahl der Bombenanschläge sank die Zahl der getöteten Amerikaner leicht von 42 im Jänner auf 38 im Juli. Dies hänge vor allem mit einer verbesserten Panzerung der Fahrzeuge und anderen Sicherheitsmaßnahmen zusammen. Die Zahl der Verletzten stieg dagegen von 287 auf 518. Die US-Regierung hatte den Tod al-Zarqawis bei einem Luftangriff im vergangenen Juni als großen Erfolg gefeiert, gleichzeitig aber davor gewarnt, nun einen deutlichen Rückgang der Angriffe und Terroranschläge zu erwarten.

Beim folgenschwersten Anschlag starben am Donnerstag in Bagdads Schiiten-Vorstadt Sadr-City mindestens zwölf Menschen, als eine ferngezündete Autobombe auf einem Markt explodierte. 25 Menschen wurden nach Angaben von Augenzeugen verletzt. Ein Selbstmordattentäter riss an einer Straßensperre in Sanjar bei Mossul fünf Angehörige der kurdischen Sicherheitskräfte mit in den Tod. Nach Angaben der Polizei wurden vier weitere Kurden verletzt, als sich der Attentäter mit seinem Auto in die Luft sprengte. Fünf irakische Zivilisten wurden in Baquba von Unbekannten erschossen, darunter drei Brüder und der Besitzer einer Buchhandlung.

US-Generalmajor William Caldwell äußerte die Erwartung, dass die Al Kaida einen politischen Flügel im Irak etablieren will. „Al-Kaida erkennt, dass die Tötung unschuldiger Iraker ihrer Unterstützung in der Öffentlichkeit schadet“, sagte Caldwell am Mittwoch in Bagdad. Deshalb versuche die Gruppe den Unmut der Bevölkerung über die hohe Arbeitslosigkeit, schlechte Sicherheitsbedingungen und die unzuverlässige Strom- und Benzinversorgung ausbeuten, um sie gegen die Regierung und die USA zu wenden. „Das heißt auf keinen Fall, dass sie aufhören wollen, religiöse Gewalt zu stiften“. Auf das Konto der Organisation gehen die schwersten Gewalttaten im Irak.

US-Präsident George W. Bush lehnte einen beschleunigten Truppen-Abzug aus dem Irak erneut ab. Wer für einen Rückzug aus dem Irak plädiere, sei auf dem „falschen“ Weg, sagte Bush am Mittwoch unter Hinweis auf entsprechenden Forderungen von Seiten der oppositionellen Demokraten. „Wenn wir abzögen, bevor wir unseren Auftrag erfüllt haben, hieße das, im Herzen des Nahen Ostens einen terroristischen Staat zu begründen“, fügte er bei einem Parteitreffen im Bundesstaat Pennsylvania hinzu.

Das US-Militär erhob neuerlich Klage gegen einen Soldaten wegen der Misshandlung von Zivilisten im Irak. Dem 26-jährigen Leutnant der Marine-Infanterie, Nathan Phan, wird vorgeworfen, einen Iraker gewürgt, ein weiteres Opfer mit Fäusten ins Gesicht geschlagen und einem dritten Mann eine ungeladene Pistole in den Mund gesteckt zu haben. Der Vorfall trug sich am 10. April im Hamdania westlich von Bagdad zu.

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