Erst teilte ein Mitglied des irakischen Regierungsrates mit, der von den USA favorisierte ehemalige Außenminister Adnan al Pachachi (81) solle der erste Präsident des Irak nach dem Sturz von Saddam Hussein werden. Kurz darauf teilte das Regierungsratsmitglied Raja Khusai mit, Pachachi wolle das Amt nicht annehmen. Präsident werde nun der vom Rat favorisierte Scheich Ghazi Ajil al Yawar. Das wurde von der US-Zivilverwaltung aber zunächst nicht offiziell bestätigt.
Der UNO-Sondergesandte Lakhdar Brahimi hat Yawars Ernennung jedoch bestätigt. Vizepräsidenten würden Ibrahim al Jafaari und Rowsh Shawais, sagte Brahimi am Dienstag in Bagdad. Der Scheich ließ sich von seinen Unterstützern schon feiern, als am Sitz des Regierungsrats plötzlich mehrere Explosionen zu hören waren. Augenzeugen berichteten von mindestens vier Detonationen, die vermutlich von Granateneinschlägen stammten. Über Opfer und Schäden war zunächst nichts bekannt.
Aus der Umgebung eines weiteren Regierungsratsmitglieds, Mahmud Othman, verlautete, Pachachi habe die Präsidentschaft abgelehnt, weil die Mehrheit des Regierungsrats Yawar unterstützte. In Yawars Heimatstadt Mossul (Mosul) strömten am Dienstag zahlreiche Menschen auf die Straße, um den 45-jährigen Zivilingenieur zu feiern.
US-Zivilverwalter Paul Bremer und Brahimi hatten mit dem Regierungsrat tagelang um die Auswahl des Staatsoberhaupts für die Zeit nach der Machtübergabe am 30. Juni gerungen. Sowohl die UNO als auch die USA wollten den ehemaligen Außenminister Pachachi als Präsidenten sehen, der Regierungsrat sprach sich dagegen mehrheitlich für Al Yawar aus.