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Irak: Regierung stellt Al-Sadr Ultimatum

Die Übergangsregierung hat dem radikalen Prediger Moktada al-Sadr ein Ultimatum gestellt und mit einem Angriff auf Najaf innerhalb weniger Stunden gedroht. Al Sadr müsse seine Mahdi-Miliz entwaffnen und auflösen, so Kabinettsminister Kassim Dawud.

Ein Sprecher des Geistlichen wies die Forderung zurück, woraufhin heftige Gefechte zwischen Soldaten und Rebellen um die Imam-Ali-Moschee in Najaf begannen. Bei einem Mörserangriff auf das Polizeipräsidium in der heiligen Schiitenstadt wurden nach Krankenhausangaben mindestens sieben Polizisten getötet und 31 weitere verletzt.

Sollte Al Sadr dem Ultimatum nicht nachkommen, werde es binnen Stunden eine „militärische Lösung“ geben, sagte Dawud. Die seit zwei Wochen anhaltenden Gefechte in der Pilgerstadt kosteten nach US-Angaben bereits hunderte Aufständische, mindestens 40 irakische Polizisten und neun US-Soldaten das Leben.

„Es ist ganz klar, dass wir sie (die Forderungen) zurückweisen“, sagte Sadrs Sprecher Scheich Ahmed al Sheibani vor Journalisten in der Imam-Ali-Moschee, wo sich Anhänger und Kämpfer al Sadrs verschanzt halten. Ein anderer Vertrauter al-Sadrs sagte, die Milizionäre seien bereit, „als Märtyrer zu sterben“. Um die Moschee waren hunderte Rebellen mit Sturmgewehren zu sehen. „Wir sind bereit, wir warten, wir hoffen auf ihren Angriff und wir werden sie töten“, sagte einer der Kämpfer.

Kurz nach der Zurückweisung des Ultimatums brachen in der Nähe des Heiligen Schreins in Najaf heftige Gefechte aus. Fernsehbilder des arabischen TV-Kanals Al Arabiya zeigten Rauchsäulen über dem Zentrum der Heiligen Stadt, während zahlreiche Explosionen zu hören waren. Im US-Nachrichtensender CNN waren Panzer um die Moschee zu sehen. In der Moschee, die den Schiiten heilig ist, seien neben Kämpfern auch Frauen und Kinder, berichtete eine CNN-Reporterin.

Al-Sadr hatte zuvor nach Angaben eines Sprechers unter Vorbehalt einem Plan zur Beendigung der Kämpfe zu, der von der irakischen Nationalkonferenz entworfen wurde. Demnach soll seine Miliz die Waffen niederlegen und sich aus der Imam-Ali-Moschee zurückziehen. Am Vormittag hatte es nach Augenzeugenberichten mindestens fünf Explosionen nahe der religiösen Stätten der Pilgerstadt gegeben. Drei Granaten schlugen in eine Polizeistation ein. Die ganze Nacht hindurch hatte es immer wieder Gefechte gegeben.

Auch in Bagdad feuerten Aufständische indes eine Granate auf ein Gebäude in der „Grünen Zone“ im Stadtzentrum ab, wo sich die Regierungsgebäude und die US-Botschaft befinden. Es stieg eine Rauchsäule auf, Berichte über Opfer lagen zunächst aber noch nicht vor.

Irakische Extremisten verlangten unterdessen ultimativ den Abzug der US-Truppen aus Bagdad binnen 48 Stunden und drohte mit der Ermordung eines ausländischen Journalisten. Bei Al Jazeera ging in der Nacht zum Donnerstag ein Videofilm ein, in dem eine Gruppe mit der Bezeichnung Märtyrerbrigade den Reporter Micah Garen zeigt. Der 36-Jährige recherchierte nach Angaben seiner Verlobten für einen Bericht über die Plünderung archäologischer Stätten im Irak.

Aufständische drohten außerdem mit dem Tod einer türkischen Geisel, sollte deren Arbeitgeber seine Tätigkeit im Irak nicht innerhalb von drei Tagen einstellen. Der türkische Fernsehsender NTV zeigte ein Video, auf dem der seit mehreren Wochen vermisste Aytullah Gezmen zu sehen ist.

Nahe der Stadt Hilla wurden am Donnerstag zwei polnische Soldaten getötet und fünf weitere verletzt, wie ein Militärsprecher mitteilte. Das polnische Verteidigungsministerium forderte die NATO daraufhin auf, ihre Pläne für die Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte voranzutreiben, wie die Nachrichtenagentur PAP berichtete. In der Nähe von Kirkuk töteten Bewaffnete einen irakischen Wachmann. Zwei weitere wurden verwundet, wie die Polizei mitteilte.

Bei der Niederschlagung eines Aufstands im Gefängnis Abu Ghraib westlich von Bagdad wurden am Mittwoch zwei Häftlinge von US-Soldaten erschossen und fünf weitere verletzt. Abu Ghraib stand im Zentrum des Folterskandals um die Misshandlung von Häftlingen durch US-Soldaten.

Ein Jahr nach dem Anschlag auf UNO-Haupquartier

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