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Irak: Rätsel um angeblich entführten Deutschen

Die Entführung eines Journalisten mit angeblich deutscher Staatsangehörigkeit im Irak gibt den deutschen Bundesbehörden Rätsel auf. Daw Bundeskriminalamt nahm jedenfalls Ermittlungen auf.

In Berliner Regierungskreisen hieß es am Donnerstag, es deute alles daraufhin, dass es sich nicht um einen Deutschen handle. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte, die deutsche Botschaft in Bagdad sei eingeschaltet worden und kümmere sich um die Hintergründe des Falls.

Die Bundesanwaltschaft nahm ein Ermittlungsverfahren auf. „Wir kennen den Vorgang, und das Bundeskriminalamt ist mit den Ermittlungen beschäftigt“, sagte eine Sprecherin des Generalbundesanwalts in Karlsruhe auf Anfrage. Sie machte allerdings keine Angaben zur Staatsangehörigkeit des Entführten.

Nach Informationen des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hat die bisher unbekannte irakische Gruppe „Beschützer der Islam-Brigade“ erklärt, sie habe einen Deutschen entführt. Die Geiselnehmer verlangten die Freilassung aller inhaftierten Moslems in Deutschland und ein Ende der Sicherheitszusammenarbeit Deutschlands mit der irakischen Regierung.

Auf einem Video, das dem Bagdader Büro des US-Nachrichtenmagazins „Time“ zugespielt worden sei, identifiziere sich die Geisel als Hassan al-Sajdi und bitte Bundeskanzler Gerhard Schröder um Hilfe, schreibt der „Spiegel“. Als „Ausweis“ halte der Mann ein Dokument in die Kamera, das eine Bahncard aus dem Jahr 2003 sein könnte.

Nach ersten Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden habe der Mann keinen deutschen Pass. Er habe während eines Aufenthalts in Deutschland einen Asylantrag gestellt, soll aber vor Monaten freiwillig in seine Heimat zurückgekehrt sein. Unbestätigt blieb auch die Behauptung des Entführten, als Journalist für eine deutsche Redaktion tätig zu sein. Sajdi sei den Behörden allerdings schon früher aufgefallen, weil er offenbar Kontakte zu einer Gruppe von Rebellen um einen Exil-Iraker hatte, die im August 2002 die irakische Botschaft in Berlin besetzt hatte.

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