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Irak: Philippinen und Thailand ziehen sich zurück

Die Philippinen und Thailand, zwei asiatische Mitglieder der von den USA angeführten Koalition, haben am Freitag mit dem Abzug ihrer Kontingente aus dem Irak begonnen.

Die USA erneuerten ihre Kritik an dem philippinischen Verbündeten; die Regierung in Manila sende den Terroristen das „falsche Signal“, erklärte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, in Washington. Unterdessen kam es westlich von Bagdad zu neuen Gefechten zwischen US-Soldaten und irakischen Aufständischen, wie der arabische TV-Nachrichtensender Al Jazeera meldete.

Elf philippinische Soldaten sollten im Lauf des Tages das Land verlassen, der Rest des insgesamt 51 Soldaten und Polizisten umfassenden Kontingents werde in Kürze folgen, sagte Außenministerin Delia Albert. Manila kommt damit einer Forderung einer Gruppe von Entführern nach, die einen philippinischen Lastwagenfahrer in ihrer Gewalt hat. Auch Thailand hat mit dem Abzug seiner Truppen begonnen, wie Verteidigungsminister Chettha Thanajaro am Freitag mitteilte. Die rund 450 Soldaten waren für einen auf ein Jahr begrenzten Einsatz zum Wiederaufbau im Irak stationiert, der Ende September regulär ausläuft.

Die von dem mutmaßlichen Al-Kaida-Verbündeten Abu Mussab al Zarqawi angeführte Extremisten-Organisation hat sich zum Mord am Gouverneur der nordirakischen Stadt Mossul (Mosul) bekannt. Eine islamistische Website veröffentlichte das mit 14. Juli datierte Bekennerschreiben am Freitag. „Dank Gottes Hilfe haben die Brüder in der militärischen Organisation der Gruppe Al Tawhid wa Al Jihad vermocht, des Kopfs dieses abtrünnigen Verräters habhaft zu werden“, hiess es in der Erklärung. Die Extremisten hatten den Konvoi des Gouverneurs auf der Fahrt von Mossul ins knapp 400 Kilometer entfernte Bagdad angegriffen. In einer am Mittwoch im Internet verbreiteten Erklärung Zarqawis wird damit gedroht, auch den Chef der irakischen Übergangsregierung, Iyad Allawi, zu ermorden. „Wir werden dich treffen, Allawi!“, hieß es darin. Die USA haben auf die Ergreifung des Jordaniers Zarqawi eine Prämie in Höhe von 25 Millionen Dollar ausgesetzt.

Im Norden des Irak wurde im Tigris eine enthauptete Leiche gefunden. Der Körper sei den US-Streitkräften zur Identifizierung übergeben worden, erklärten die irakischen Behörden. Es bestand der Verdacht, dass es sich bei dem Toten um einen bulgarischen Lastwagenfahrer handeln könnte, der kürzlich von der Terrorgruppe um den Jordanier Zarqawi verschleppt und getötet worden war. Fingerabdrücke des Toten wurden nach Bulgarien übersandt. Al Jazeera berichtete, bei Kämpfen bei Bagdad sei ein Kind ums Leben gekommen, sieben weitere Iraker seien verletzt worden. Neun Verletzte gab es nach Informationen des Senders bei einem Gefecht am Osteingang der Widerstands-Hochburg Falluja.

US-Außenminister Colin Powell verteidigte neuerlich den Irak-Krieg. Die Anwendung von Gewalt bleibe eine Option im Kampf gegen den Terrorismus im Irak und anderswo, sagte er am Donnerstag (Ortszeit) in einer Rede vor dem United States Institute of Peace. Zugleich räumte er ein, dass die US-Regierung sich möglicherweise geirrt habe, als sie den Krieg im vergangenen Jahr mit dem Vorhandensein von chemischen und biologischen Waffen im Irak gerechtfertigt habe.

Eine der größten Kulturzerstörungen der Geschichte findet nach Expertenmeinung derzeit im Irak statt. Deutsche Archäologen sind entsetzt über die Plünderungen antiker Ausgrabungsstätten unter den Augen der Besatzungsmächte: „Die Raubgrabungen sind schlimmer als je zuvor und haben in den letzten Monaten größere Zerstörungen verursacht als in den vergangenen 150 Jahren zusammengenommen“, sagte Walter Sommerfeld, Professor für Altorientalistik an der Universität Marburg, der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“. Tausende Plünderer machten sich derzeit über die Überreste einstiger Siedlungen aus der Zeit der Sumerer und Babylonier her.

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