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Irak: Noch kein Kontakt zu Entführern

Die deutsche Bundesregierung hat nach Angaben von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bisher noch keinen Kontakt zu den Entführern der Archäologin Susanne Osthoff im Irak herstellen können.

Steinmeier vermied am Donnerstag in Berlin eine Spekulation über die Motivation der Geiselnehmer. Nach bisherigen Informationen über die Täter wolle er sich nicht festlegen, ob die Entführung eher einen kriminellen, auf Lösegeld zielenden oder einen politischen Hintergrund habe. Zu einem Ultimatum, das die Entführer gestellt haben sollen, sagte Steinmeier: „Es gibt keines, was wir als Ultimatum so erkennen.“ Er bestätigte, dass die Geiselnehmer „uns auffordern, jegliche Unterstützungsleistungen gegenüber dem irakischen Wiederaufbau einzustellen“. „Wir hatten keinen Kontakt zu den Entführern bisher“, sagte der Minister, der sich ständig vom Krisenstab des Auswärtigen Amtes unterrichten lässt.

Nach jüngstem Erkenntnisstand „sind wir noch nicht sehr viel weiter“. Die Regierung spreche mit Vertretern aus Staaten, die schon mit Geiselnahmen im Irak konfrontiert wurden, um deren Erfahrungen zu nutzen. „Es geht vor allem um die Frage, auf welche Personen gehen wir zu, wem traut man zu, einen Kontakt herstellen zu können.“ Steinmeier betonte: „Wir müssen ins Gespräch kommen, um die Drucksituation heraus zu bekommen.“ Die Regierung werde sich um Kontakte bemühen. Das werde mit Augenmaß geschehen, um das Leben der Geiseln nicht zu gefährden. Steinmeier schloss auch nicht aus, dass die Entführung der Deutschen einen kriminellen Hintergrund haben könnte. Aus dem Fehlen eines religiösen Hintergrundes auf dem Video und einer schlechten Kameraführung allein sei zwar nicht abzuleiten, dass es sich auf jeden Fall um einen kriminellen Hintergrund handele, sagte Steinmeier, fügte aber hinzu: „Ich halte das für einen möglichen, aber nicht belastbaren Schluss.“

Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte schon am Mittwoch erklärt, Deutschland lasse sich nicht erpressen. Am Donnerstag bekräftigte sie ihre Position: Die Zahlung eines Lösegelds durch die deutsche Regierung für die Freilassung Osthoffs stehe „nicht zur Diskussion“. Jetzt gehe es vielmehr darum, „elementare Fragen“ für die Deutsche und ihren ebenfalls entführten Fahrer zu klären, sagte sie. Unterdessen kam auch von höchster irakischer Stelle Unterstützung für die Geisel: Präsident Jalal Talabani verurteilte die Entführung der deutschen Archäologin scharf und wolle sich persönlich für ihre Befreiung einsetzen. „Ich verabscheue diesen terroristischen Akt zutiefst und möchte mein tiefes Mitgefühl und meine Solidarität mit der Familie und den Angehörigen der Entführten zum Ausdruck bringen“, sagte Talabani der „Neuen Osnabrücker Zeitung“.

Er wolle alles versuchen, um das Leben der Geisel zu retten. Die irakische Regierung wolle so schnell wie möglich herausfinden, wo sich die Geisel aufhält, um sie aus der Gewalt der Extremisten zu befreien, sagte Talibani der Zeitung. Die Extremisten wollten nur den Wiederaufbau und den Demokratisierungsprozess im Irak zerstören. „Wir werden mit der deutschen Regierung in jeder erdenklichen Form zusammenarbeiten, um Susanne Osthoff aus der Geiselhaft zu befreien“, sagte Talabani. Osthoff war am Freitag im Nordirak zusammen mit ihrem einheimischen Fahrer verschleppt worden. Nach ARD-Angaben drohen die Täter ultimativ mit dem Tod beider Geiseln, falls Deutschland den Irak weiter unterstützt. Die Bundesrepublik leistet humanitäre Hilfe und unterstützt die Ausbildung irakischer Polizisten vom Ausland aus.

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