Irak: Noch immer keine Regierung
Die für Samstag geplante Sitzung der Nationalversammlung, bei der ein neuer Regierungschef vorgeschlagen werden sollte, wird nach Angaben von Parlamentariern voraussichtlich verschoben. Bei der Sitzung sollten auch der Parlamentspräsident, der Staatspräsident und zwei Stellvertreter gewählt werden. Anschläge forderten unterdessen wieder zahlreiche Tote, unter ihnen elf Polizisten und Frauen, die für die USA arbeiteten.
Bei einem Autobombenschlag in der Stadt Ramadi westlich der irakischen Hauptstadt kamen am Freitag nach einem Bericht des irakischen Fernsehens elf irakische Polizisten ums Leben. Der Attentäter sprengte sich an einem Kontrollpunkt in seinem Auto in die Luft. 24 Polizisten sowie zwei US-Soldaten und drei Passanten wurden nach Angaben des irakischen Senders verletzt. Im Gebiet von Abbasiya (15 Kilometer westlich von Kirkuk) erschossen irakische Soldaten zwei gesuchte Terroristen. Armeegeneral Anwar Hamad Amin teilte mit, die beiden hätten einen Sprengsatz zünden wollen. Drei Komplizen seien verletzt worden.
Bei einem weiteren Zwischenfall wurden am Donnerstag zwei irakische Soldaten im Gebiet von Falluja getötet. Sie waren in einem Zivilautobus in einen Hinterhalt geraten. In Bakuba nordöstlich von Bagdad erschossen US-Soldaten in der Nacht zum Freitag drei Männer, die versucht hatten, Sprengstoff zu deponieren.
Im Osten der Hauptstadt Bagdad töteten bewaffnete Männer fünf Frauen, die für die US-Streitkräfte arbeiteten. Zuerst hieß es, die Frauen hätten als Putzfrauen für die Amerikaner gearbeitet, später war von Dolmetscherinnen die Rede. Polizeisprecher Ahmed Abud erklärte am Freitag, die Frauen seien am Vorabend auf dem Weg nach Hause gewesen, als sie aus zwei Autos heraus mit Maschinengewehren beschossen worden seien.
Eine Gruppe irakischer Polizisten eröffnete am Donnerstag versehentlich das Feuer auf eine Einheit Soldaten. In einem zehnminütigen Gefecht wurden fünf Menschen getötet. Der Vorfall ereignete sich in der nordirakischen Stadt Rabiya. Die Soldaten trugen Zivilkleidung, wie der Polizeichef der Region, Ahmed Mohammed Khalaf, mitteilte. Die Polizisten hätten sie deshalb für Aufständische gehalten.
Hunderte Mitarbeiter von Elektrizitätswerken zogen am Donnerstag durch Bagdad und forderten ein Ende der Anschläge auf Einrichtungen der öffentlichen Versorgung. Auf ein schwarzes Transparent hatten sie die Namen ihrer getöteten Kollegen geschrieben. Zur gleichen Zeit forderten in Basra im Süden des Landes mehr als 200 Arbeiter, dass der neue Minister für Verkehr und Öl aus ihrer Region kommen müsse.
Vertreter der Kurden und Schiiten debattierten am Donnerstag weiter über die Verteilung der Kabinettsposten in der neuen Regierung. Der schiitische Unterhändler Abdul Karim al Ansi erklärte, die Abgeordneten könnten bei der zweiten Parlamentssitzung in der kommenden Woche einen Präsidenten, zwei Vizepräsidenten und den Parlamentspräsidenten wählen. Die kurdischen und schiitischen Parteien haben sich offenbar noch immer nicht endgültig auf die Kabinettsliste geeinigt. Die Schiiten-Allianz und die Kurden-Parteien waren aus den Parlamentswahlen Ende Jänner als Sieger hervorgegangen.
Ein neuer Termin für die nächste Sitzung der Nationalversammlung solle nun am Samstag bekannt gegeben werden, sagte der kurdische Abgeordnete Fuad Massum am Freitag in Bagdad. Die Abgeordneten gehen davon aus, dass mit Jalal Talabani erstmals ein Kurde Präsident des Irak werden wird. Als Parlamentspräsident ist Übergangspräsident Ghazi al-Yawar im Gespräch, ein sunnitischer Araber und Stammesführer. Die Schiiten wollen Ibrahim al Jaafari zum Ministerpräsidenten machen.