Das schwerste Attentat in Tal Afar ereignete sich im Nordwesten des Landes. Drei weitere Autobomben explodierten an verschiedenen Orten in der Hauptstadt Bagdad. Zwei dieser Sprengsätze wurden laut Al-Arabiya von Selbstmordattentätern gezündet. US-Präsident George W. Bush und die irakische Regierung hatten wegen des geplanten Referendums vor einer Welle der Gewalt gewarnt.
Nach vorläufigen Behördenangaben sind am Dienstag bei Anschlägen im Irak mindestens 55 Menschen ums Leben gekommen. Allein die Explosion einer Autobombe in Tal Afar kostete nach Polizeiangaben mindestens 30 Menschen das Leben. Ein Selbstmordattentäter sprengte sich auf einem belebten Markt in seinem Wagen in die Luft. Polizeichef Najim Abdullah berichtete von 30 Toten und 45 Verletzten. Gezielt seien Zivilpersonen getötet worden, denn zur Zeit des Anschlags hätten sich keine irakischen Sicherheitskräfte oder US-Soldaten in der Nähe befunden.
Zahlreiche Opfer
Die Wahlkommission teilte unterdessen mit, dass sich an der Volksabstimmung am Samstag auch tausende Häftlinge beteiligen könnten, darunter der gestürzte Machthaber Saddam Hussein. Alle noch nicht verurteilten Gefangenen haben das Recht zu wählen, sagte Abdul Hussein Hindawi von der Wahlkommission. Im berüchtigten Gefängnis Abu Ghraib, in Camp Bucca und zwei weiteren Militärgefängnissen der US-Streitkräfte sitzen mehr als 12.000 Häftlinge. Der erste Prozess gegen Ex-Staatschef Saddam Hussein ist für den 19. Oktober angesetzt, vier Tage nach der Volksabstimmung.
Haftbefehle
Die iranische Führung rechnet mit einer weiteren Stärkung der schiitischen Kräfte im Irak nach dem Referendum, wodurch der Abzug der US-Truppen beschleunigt werden könnte. Von jeder demokratischen Wahl müssten die Schiiten als Mehrheitsgruppe automatisch profitieren, erklärte in Teheran der frühere iranische Vizepräsident Mohammad Ali Abtahi. Der Hauptnutznießer der amerikanischen Intervention im Irak sei der Iran, zitierten westliche Diplomaten in Teheran iranische Regierungsvertreter. Mit der Entmachtung Saddam Husseins und der Schaffung der demokratischen Institutionen schwinde auch die Begründung für die fortdauernde ausländische Militärpräsenz in dem Nachbarland, erklärte Kazem Jalali, der Sprecher des außenpolitischen Ausschusses des Parlaments (Majlis), in Teheran.