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Irak: Mindestens 13 weitere Ausländer entführt

Im Irak sind erneut mindestens 13 Ausländer entführt worden, darunter zehn Mitarbeiter einer US-türkischen Firma. Für die beiden seit dem 20. August verschleppten französischen Geiseln gibt es dagegen offenbar Hoffnung.

Laut einer in London veröffentlichten Erklärung ihrer Entführer haben sich die beiden Journalisten bereit erklärt, im Gegenzug für ihre Freilassung über „die Wahrheit des heroischen Widerstands im Irak“ zu berichten. Im ganzen Land kam es wieder zu Anschlägen und Angriffen, dabei wurden knapp 40 Menschen getötet.

Der katarische Sender Al Jazeera zeigte am Samstag Ausschnitte aus einem Video, auf dem die zehn Mitarbeiter der US-türkischen Firma zu sehen sind, wie sie ihre Ausweise in eine Kamera halten. Die Entführer von der „Salafistischen Brigade Abu Bakr el Seddik“ drohten mit der Ermordung ihrer Geiseln, sollte ihre Firma nicht binnen drei Tagen den Irak verlassen. Zur gleichen Zeit meldete ein Anwalt in Beirut, seit 24 Stunden würden drei Libanesen und ihr irakischer Chauffeur vermisst.

Kurz zuvor hatten Anhänger des mutmaßlichen Terroristenführers Abu Mussab al Zarqawi mit der Ermordung von zwei am Donnerstag entführten US-Bürgern und eines Briten gedroht, sollten nicht binnen 48 Stunden sämtliche in zwei irakischen Gefängnissen inhaftierten Frauen freigelassen werden. Auf einer ebenfalls von Al Jazeera ausgestrahlten Videobotschaft waren die drei Geiseln mit verbundenen Augen zu sehen.

Nach Angaben eines Vertreters der Islamischen Beobachtungsstelle in London haben hingegen die Entführer der beiden Franzosen Christian Chesnot und Georges Malbrunot deren baldige Freilassung in Aussicht gestellt. In einer E-Mail an die Beobachtungsstelle habe die „Islamischen Armee im Irak“ erklärt, ihre beiden Geiseln hätten sich in einem Abkommen bereit erklärt, über einen „gewissen Zeitraum“ hinweg über den irakischen Widerstand zu berichten und seine Angriffe zu filmen. Ob die Erklärung authentisch ist, ließ sich laut dem Vertreter jedoch nicht überprüfen.

Unterdessen setzten sich im ganzen Land die blutigen Anschläge und Angriffe weiter fort. Allein in der nordirakischen Stadt Kirkuk wurden am Samstag nach Krankenhausangaben mindestens 18 Menschen bei einem Selbstmordanschlag auf eine Rekrutierungsstelle der Nationalgarde getötet. Dort ermordeten Unbekannte ferner den schiitischen Geistlichen Scheich Kadhem el Hani und einen seiner Vertrauten. In Hilla wurde ein neunjähriges Kind bei einer Bombenexplosion regelrecht zerfetzt; in Latifijah schossen Unbekannte auf einen Bus und töteten einen Religionsschüler.

In der nordirakischen Stadt Mossul starben nach Polizeiangaben in einem Hinterhalt fünf Leibwächter von Mohammed Ahmed Zebari, der für die Ölförderung im Norden des Landes zuständig ist. In der Nähe von Falluja hätten US-Soldaten auf einen Bus geschossen, berichteten Reisende auf dem Weg nach Jordanien. Dabei sei ein Mensch getötet worden. Der Vorfall konnte zunächst nicht bestätigt werden. In Falluja selbst wurden am Abend bei einem neuen Angriff der US-Luftwaffe nach Krankenhausangaben mindestens vier Menschen getötet und weitere fünf verwundet. In Basra erschossen britische Soldaten drei Anhänger des radikalen Schiitenpredigers Moktada al Sadr. In Bagdad wurden bei Autobombenanschlägen zwei US-Soldaten und ein Iraker getötet. Zarqawis Anhänger bekannten sich zu den Anschlägen.

Geiseln womöglich verkauft

Die beiden im Irak entführten Italienerinnen sind einem Agenturbericht zufolge möglicherweise an Anhänger des Al-Kaida-Verbündeten Abu Mussab al Zarqawi verkauft worden. „Nach den Informationen, die uns vorliegen, wurden sie von einer kriminellen Organisation entführt, die sie an Mitglieder von Al Zarqawis Gruppe verkauft haben könnten“, zitierte die italienische Nachrichtenagentur ANSA am Sonntag den stellvertretenden irakischen Außenminister, Hamid al-Bajati.

Er habe Informationen erhalten, wonach die beiden Mitarbeiterinnen einer Hilfsorganisation, Simona Pari und Simona Torretta, von Westbagdad in die Rebellenhochburg Falluja geschafft wurden. Auf die Frage, ob die beiden Frauen von denselben Extremisten gefangen gehalten würden, die in einer Videobotschaft die Ermordung eines Briten und zweier Amerikaner angedroht hätten, sagte Al-Bajati: „Ja, das könnte sein.“ Nach der am Samstag im Internet aufgetauchten Botschaft steckt angeblich die Organisation Al-Tawhid wa al-Jihad des Extremistenführers Al Zarqawi hinter der Entführung der zwei Amerikanern und des Briten.

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