Irak: Massaker in Sunnitenviertel
Bewaffnete errichteten Straßensperren, zwangen Autofahrer zum Aussteigen und schossen sie nieder. Nach Augenzeugenberichten handelte es sich bei den Tätern um schiitische Zivilisten, die maskiert waren. Die Angreifer drangen demnach auch in einige Häuser ein und töteten alle Bewohner.
Seit dem Bombenanschlag auf die Goldene Moschee in Samarra, eines der höchsten schiitischen Heiligtümer, im Februar haben religiös motivierte Gewalttaten im Irak ständig zugenommen. Schiitische Extremisten haben bei Überfällen schon mehrfach Uniformen der irakischen Sicherheitskräfte benützt und Straßensperren errichtet. Der schiitische Ministerpräsident Nuri al-Maliki hatte angekündigt, sowohl gegen die schiitischen Milizen als auch gegen die Aufständischen aus der sunnitischen Minderheit vorzugehen.
Die Getöteten wurden in das Leichenschauhaus von Bagdad und in das Yarmuk-Krankenhaus gebracht. Die Straßensperre wurde nach einer guten Stunde wieder aufgehoben, als irakische Sicherheitskräfte und US-Soldaten in der Nähe aufzogen. Am Samstag waren durch die Explosion einer Autobombe vor einer schiitischen Moschee in Bagdad zwei Menschen getötet und vier weitere verletzt worden.
Nordöstlich von Bagdad detonierte am Sonntag ein mit Sprengstoff beladenes Auto an einer Tankstelle, berichtete das irakische Fernsehen. Zunächst wurde nicht bekannt, wie viele Opfer es gab.
Irakische Sicherheitskräfte haben nach US-Militärangaben bei einer Anti-Terror-Razzia in einer schiitischen Moschee 20 Menschen festgenommen. Zuvor hätten die Behörden einen Hinweis bekommen, dass sich in dem Bagdader Gebäude ein mutmaßlicher Führer einer Terror-Zelle aufhalte, hieß es am Sonntag. Die Moschee Sadrain im südöstlichen Bezirk Safaraniya wird vor allem von Anhängern des radikalen Geistlichen Moktada al-Sadr besucht. Die Kämpfer seiner Miliz Mahdi-Armee, die für verschiedene Gräuel an Sunniten verantwortlich gemacht wird, sind in jüngster Zeit immer wieder Ziel von Einsätzen irakischer und US-Truppen geworden.
Die irakischen Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die Nummer 2 der radikalen Gruppierung Islamische Armee im Irak festgenommen. Der Zugriff auf Ali Najm Abdallah, der auch Abu Huteifa genannt wird, sei am Sonntagmorgen in der Ortschaft Sharifiyah, rund 50 Kilometer westlich von Kirkuk, erfolgt, sagte ein Militärsprecher; es habe bei der Aktion keine Verletzten gegeben. Die Islamische Armee hatte in der Vergangenheit die Verantwortung für mehrere Entführungen und Morde übernommen. Zu den Geiselnahmen, die auf ihr Konto gehen, gehören die Entführung und Ermordung des italienischen Journalisten Enzo Baldoni 2004 und die Entführung der französischen Journalisten Georges Malbrunot und Christian Chesnot, die nach viermonatiger Geiselhaft freigelassen wurden.