Der australische Ministerpräsident John Howard sagte am Donnerstag vor dem Parlament in Canberra, bei der Toten scheine es sich um die 59-jährige zu handeln. Später nahm er diese Äußerungen zurück. Ihre Leiche ist von denen, die sie ermordet haben, nicht zurückgegeben worden, sagte Howard in Canberra vor Journalisten.
Die 59-jährige war am 19. Oktober auf dem Weg zur Arbeit in Bagdad entführt worden. Sie leitete die Hilfsorganisation CARE International im Irak. Weder über die Entführer noch über ihren Aufenthaltsort gab es bis zuletzt zuverlässige Informationen. In einem vom Nachrichtensender Al Jazeera ausgestrahlten Videoband war die Hinrichtung einer Frau mit verbundenen Augen zu sehen. Hassans Familie vermutet den Tod der Frau und hat die Entführer dazu aufgerufen, ihre Leiche zurückzugeben. Die britische Tageszeitung The Times berichtete in ihrer Online-Ausgabe, bei der in Falluja gefundenen Leiche einer westlichen Frau werde eine DNA-Analyse gemacht, um herauszufinden, ob es sich um Hassan handelt.
Die US-Regierung sprach der Familie Hassans ihr Beileid aus. Zugleich verurteilte sie in einer am Mittwochabend veröffentlichten Erklärung die Entführung und mutmaßliche Ermordung der regionalen Leiterin der Hilfsorganisation CARE.
Die beiden im Irak entführten französischen Reporter sollen unterdessen außer Gefahr sein. Der Pariser Außenminister Michel Barnier sagte: Aus allen indirekten Kontakten (…) haben wir die Bestätigung, dass das Leben von Christian Chesnot und Georges Malbrunot nicht auf dem Spiel steht. Die Journalisten wurden demnach aus einer gefährlichen Kampfzone in andere Gebiete gebracht. Chesnot und Malbrunot waren am 20. August mit ihrem Fahrer Mohammed al Joundi entführt worden. Der Syrer wurde von den US-Truppen bei deren Sturm auf die Rebellenhochburg Falluja gefunden.
Unterdessen wurden 35 von insgesamt 63 Polizisten freigelassen, die sie in der Nacht auf Dienstag im Westirak entführt hatten. 28 Polizisten würden von den Geiselnehmern aber immer noch an einem unbekannten Ort festgehalten, hieß es.
Angesichts des sich abzeichnenden Endes der Offensive in Falluja haben US-Geheimdienstoffiziere vor allzu großem Optimismus gewarnt. Die Armee sei von einem endgültigen Sieg über die Aufständischen weit entfernt, heißt es in einem am Donnerstag von der New York Times in Auszügen veröffentlichten vertraulichen Bericht des Geheimdienstes der US-Marine Infanterie. Nach ihrer Einschätzung könnten die Rebellen mit aller Macht nach Falluja zurückkehren, sobald die Truppen wieder abgezogen sind. Die US-Armee ging am Donnerstag weiter gegen die letzten Widerstandsnester in Falluja vor.
Der siebenseitige Geheimbericht steht in starkem Kontrast zu den Erfolgsmeldungen der US-Regierung und -Armee. Darin heißt es, die Rebellen seien durchaus in der Lage, sich rasch wieder zu mobilisieren und Falluja und die gesamte Region erneut ins Chaos zu stürzen. Ranghohe Militärvertreter in Washington sagten dazu, der Bericht spiegle das subjektive Urteil einiger Marineinfanteristen wider, nicht aber die allgemeine Meinung der Geheimdienstoffiziere und Kommandanten im Irak.
Die anhaltende Gewalt kostete am Donnerstag vier weitere Menschenleben. In Bagdad und Kirkuk explodierten Sprengsätze, denen jeweils zwei Personen zum Opfer fielen. Insgesamt acht Menschen wurden verletzt. Die Autobombe im Westen von Bagdad galt offenbar einem amerikanischen Panzerfahrzeug, das an einer Polizeistation vorfuhr. In Kirkuk explodierte ein Sprengsatz nahe des Arbeitsamts und einer Bushaltestelle in der Innenstadt. Bei den Opfern handelte es sich nach Polizeiangaben um Zivilpersonen.
In Mossul (Mosul) blieb die Lage relativ ruhig. Allerdings wurden auf das Büro des Provinzgouverneurs zehn Granaten abgefeuert, wobei vier Wachmänner verwundet wurden. Gouverneur Duraid Kashmula, dessen Vorgänger im Juli ermordet wurde, blieb unverletzt. Die Zwei-Millionen-Stadt ist seit Beginn der US-geführten Militäroffensive gegen die Rebellenhochburg Falluja vor zehn Tagen wiederholt zum Schauplatz von Gewalt durch Aufständische geworden.