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Irak-Krieg ließ Flüchtlingsströme ansteigen

Die internationalen Flüchtlingsorganisationen haben anlässlich des Weltflüchtlingstags am Mittwoch des Elends der Flüchtlinge in aller Welt gedacht.

Die Gesamtzahl der Flüchtlinge ist 2006 erstmals seit fünf Jahren wieder deutlich gestiegen, was vom UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) in Genf vor allem auf den Irak-Krieg zurückgeführt wird. Flüchtlingskommissar António Guterres nannte diese Zunahme eine „große Herausforderung“ für das UNHCR. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte für Binnenflüchtlinge „Schutz, Unterstützung, Bildung und eine sichere Umgebung“. Papst Benedikt XVI. rief die Regierenden zum Schutz der Flüchtlinge auf.

Ban erklärte, während die offiziellen Flüchtlingszahlen derzeit relativ niedrig seien, wachse die Zahl der Binnenflüchtlinge, so dass die UNO 2006 bereits rund 20 Millionen Binnenvertriebene in 23 Ländern betreut habe. Flüchtlingsschutz beginne damit, „dass Regierungen und Einzelpersonen einsehen, dass diese Menschen nicht freiwillig zu Flüchtlingen geworden sind“. Flüchtlingskommissar Guterres erklärte: „Mit der steigenden Zahl derjenigen, die weltweit durch Verfolgung, Intoleranz und Gewalt entwurzelt werden, müssen wir uns den Herausforderungen und Forderungen einer sich ändernden Welt stellen.“ Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF rief zu mehr Hilfe für Kinder in der sudanesischen Krisenprovinz Darfur auf.

Der Papst sagte bei der Generalaudienz im Vatikan am Mittwoch, er wünsche sehr, dass „den vom Leiden hart geprüften Brüdern und Schwestern Asyl und die Anerkennung ihrer Rechte gewährt wird“. Die Welt dürfe „nicht diejenigen vergessen, die gezwungen sind, ihre Heimat aufgrund von wahren Gefahren für ihr Leben zu verlassen“. Das katholische Kirchenoberhaupt mahnte, die Aufnahme von Flüchtlingen sei für alle ein Gebot der Solidarität und für Christen ein Zeichen der Liebe gemäß dem Evangelium. Die Betroffenen dürften sich nicht durch Intoleranz und Desinteresse im Stich gelassen fühlen, so der Papst.

Weltweit befinden sich rund 40 Millionen Menschen aus politischen Gründen oder wegen Gewalt auf der Flucht, wie aus der am Dienstag präsentierten UNHCR-Jahresstatistik hervorgeht. Das UNHCR beziffert die Zahl der Flüchtlinge außerhalb ihrer Heimat mit 9,9 Millionen. Hinzu kommen noch 4,3 Millionen palästinensische Flüchtlinge sowie Vertriebene innerhalb eines Landes IDP/Internally Displaced Persons). Der Norwegische Flüchtlingsrat schätzt die Zahl der IDP auf 24,5 Millionen Menschen. Diese 24,5 Millionen Menschen gelten nach internationalem Recht als Vertriebene, nicht als Flüchtlinge.

Der hohe Anstieg der Flüchtlingszahlen im Vorjahr ist nach Einschätzung des UNHCR vor allem auf die schwierige Lage im Irak sowie eine bessere Erfassung zurückzuführen, erklärte der UNHCR-Sprecher für Deutschland, Stefan Telöken, am Mittwoch im WDR. Allein im Krisenherd Irak müsse einschließlich der Menschen, die im eigenen Land auf der Flucht sind, inzwischen von fast zwei Millionen Flüchtlingen gesprochen werden. Am Vortag hatte Roland Schönbauer, Sprecher von UNHCR in Österreich, erklärt: „Die Situation im Irak und den Nachbarländern macht uns große Sorgen. Noch immer werden täglich über 2000 Männer, Frauen und Kinder vertrieben.“ Die meisten Iraker flüchten nach Syrien und Jordanien.

Nicht in die Berechnung des UNHCR einbezogen sind die 4,3 Millionen palästinensische Flüchtlinge, die in Jordanien, im Libanon, in Syrien, dem Westjordanland und dem Gazastreifen leben. Derzeit sitzen hunderte palästinensischer Flüchtlinge am israelischen Grenzübergang Erez fest. Die Lage in dem Betontunnel, der vom nördlichen Gaza-Streifen auf israelisches Gebiet führt, spitzte sich am Mittwoch zu. Rund 600 Palästinenser aus dem Gaza-Streifen haben sich zu dem Grenzübergang begeben in der Hoffnung, nach Israel und von dort ins Westjordanland zu gelangen. Unter ihnen befinden sich etwa 100 Sicherheitsbeamte der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas.

Die größte Gruppe von Flüchtlingen, die noch immer im Ausland leben, kommt mit 2,1 Millionen aus Afghanistan. Dessen Nachbarländer Pakistan und Iran beherbergen die meisten Flüchtlinge. Rund 686.000 Menschen flüchteten aus dem Sudan, 460.000 aus Somalia und je 400.000 aus der Demokratischen Republik Kongo und aus Burundi. Von den palästinensischen Flüchtlingen befinden sich laut dem UN-Palästinenser-Hilfswerk (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East/UNRWA) 1,8 Millionen in Jordanien. Nach NRC-Schätzungen leben allein in 21 afrikanischen Ländern 11,8 Millionen Binnenflüchtlinge, fünf Millionen davon im Sudan.

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